In den USA und Asien machen sie bereits Furore, nun gibt es seit einigen Wochen auch in Deutschland ein Restaurant, in dem das Kochen von Robotern übernommen wird: Im AI Wok kommen CookRobots zum Einsatz, die in China entwickelt wurden und dort schon in mehr als 100 Restaurants verwendet werden. Inhaber Jian Wu ist eigentlich im Textilhandel aktiv, deshalb viel in China und Deutschland unterwegs. Als ein chinesischer Freund mit der künstlichen Intelligenz am Herd in China immer erfolgreicher wurde, beschloss er, die Erfindung auch nach Europa zu bringen.    

AI steht für künstliche Intelligenz („Artificial Intelligence“) und signalisiert dem Gast sofort: Hier laufen die Dinge ein wenig anders als in anderen Restaurants. Denn im AI Wok gibt es keine Köche, stattdessen stehen vier Roboter in der offenen Küche des AI Wok, die von 2-3 ungelernten Mitarbeitern bedient werden können. „Damit lösen wir ein großes Problem der Gastronomie – in China wie in Deutschland: die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern!“, erklärt Wu und rechnet vor: „Dank der Roboter brauchen wir nur noch ein Drittel der normalerweise benötigten Küchenkräfte. Und die müssen keine ausgebildeten Köche mehr sein. Es reicht im Grunde, lesen zu können.“

1,5 Stunden für das ‚Mis en Place‘

Die Personalkosten im AI Wok liegen dementsprechend bei nur 20-25 %. Der Wareneinsatz unterliegt dank der grammgenauen Rezepturen keinen mengenbedingten Schwankungen. Das 35 qm kleine Restaurant in der Friedrichstraße bietet 16 Sitzplätze, der Großteil des Geschäfts – mehr als 70 % – läuft allerdings über den Take-away. Bevor sich die Türen um 11.30 Uhr öffnen, brauchen die Mitarbeiter rund 1,5 Stunden für das ‚Mis en place‘: Alle Zutaten für die etwa zehn Gerichte werden vorportioniert, sodass sie nach der Bestellung nur noch aus der Kühlung genommen und neben dem Wok platziert werden müssen – alles andere macht die Maschine in maximal 4 Minuten.

Jian Wu ist eigentlich Textil-Unternehmer und glaubt an die Zukunft von Roborten in der Gastronomie. Foto: AI Wok

Die Zutaten werden vor der Öffnung des Restaurants vorbereitet, abgewogen und je nach Garzeit auch gemischt. Foto: AI Wok

Vier Zutaten-Behälter gehören zu jedem Wok, dadurch können Ingredienzen mit vier unterschiedlichen Garzeiten verwendet werden. „Unsere Rezepturen enthalten aber zehn Komponenten und mehr, die wir vorab mischen, je nachdem, was gleichzeitig in die Pfanne muss“, erklärt Wu. Steuern lassen sich die Woks sogar über eine Handy-App. Die Rezeptur wird hochgeladen und kann per Fingertipp vom Tisch des Gastes direkt an das Gerät gesendet werden. In der Küche muss ein Mitarbeiter nur noch die Zutaten bereit stellen und die Bestellung per Chipkarte bestätigen – schon legt der Roboter los.

30 % günstigere Preise

Die Gerichte hat er gemeinsam mit Experten in China entwickelt und auf den deutschen Gaumen abgestimmt. Dementsprechend bietet das AI Wok chinesische Küche, wie sie hierzulande vertraut ist, jedoch zu deutlich günstigeren Preisen. „Mit 5 bis 8 € liegen wir rund 30 % unter den Preisen vergleichbarer Restaurants“, sagt Wu. „Unsere Gäste loben uns, dass ihre Geschmackserwartungen bestätigt werden. Es muss frisch und gesund sein. Das ist für sie wichtiger als die Frage, wer ihr Essen kocht.“

Ralf Klümper, Klüger Consulting

„Die Kochroboter lösen gleich mehrere Probleme im Personalwesen, mit denen sich Gastronomen immer häufiger konfrontiert sehen: Zum einen erleichtern sie die Akquise von Mitarbeitern, denn mit den Geräten können auch ungelernte Kräfte problemlos arbeiten. Und natürlich haben Roboter keinen Feierabend, die Schichtplanung fällt weg. Sie helfen außerdem, die Kosten für Personal zu senken. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Branche in Zukunft keine Köche mehr braucht! Aber in bestimmten Segmenten und bei angespannter Fachkräfte-Lage können Maschinen die Zukunft sein.“ 

„Die Woks sind handelsübliche Induktionspfannen“, betont Wu. „Das war uns bei der Entwicklung wichtig: Als Verschleißteil lassen sie sich unkompliziert ersetzen.“ Denn Wu hat nicht nur die Expansion von AI Wok im Auge, sondern möchte auch andere Gastronomen in Deutschland vom Nutzen der Technik begeistern. Ein Auftritt auf der Internorga brachte bereits sehr positive Resonanz. „Aber die Deutschen wägen Investitionen sorgsam ab“, beobachtet der Chinese.

Show Room und Schulungscenter

Deshalb bietet er Interessierten die Gelegenheit, die Roboter und ihre Funktionsweise eigenhändig und mit eigenen Rezepten in seinem Restaurant auszuprobieren, das sowohl Show Room als auch Testlokal und Schulungscenter sein soll. „Käufer erhalten von uns Rundum-Service, von der Entwicklung passender Rezepturen bis hin zum technischen Notdienst“, so Wu.

In puncto Länderküchen sind die Woks längst nicht auf Asien beschränkt, unterstreicht Wu. „Pasta, spanische, deutsche Küche und alles, was sich in der Pfanne zubereiten lässt, ist ebenso denkbar.“ In den kommenden Wochen will er sein Team und das Konzept optimieren und dann möglichst bald weitere Filialen per Franchising eröffnen. Vor allem Hochfrequenzstandorte, zum Beispiel an Verkehrsknotenpunkten oder Shopping Centern stehen auf seiner Wunschliste für zukünftige Locations.

„In einem mittelgroßen Restaurant mit bis zu 150 Sitzplätzen werden etwa fünf Kochroboter gebraucht“, kalkuliert der Unternehmer. Der Listenpreis pro Gerät, in dem bis zum drei Portionen desselben Gerichts gleichzeitig zubereitet werden können, liegt übrigens bei 6.000 €. 

AI Wok, Düsseldorf

Eröffnet: Februar 2019

Betreiber: Jian Wu

Sitzplätze: 16

Mitarbeiter: 3

Fläche: 35 qm

F:B: 90:10

Take-away/Delivery: 70-80 %

Umsatz: 400-500 € pro Tag

ÖZ: 11.30-20 Uhr

Investoren sind interessiert

Weltweit stehen automatisierte Restaurants längst im Fokus des Interesses, nicht zuletzt bei Investoren. Die künstliche Intelligenz wird von vielen als Weg raus aus dem Fachkräftemangel und zu einem modern-urbanen, schnellen, günstigen und standardisierten Esserlebnis gesehen. Kulinarisch beherrschen die Roboter neben der asiatischen Wok-Küche längst auch Pizza, Heißgetränke und Smoothies.