Hollywood hat seinen Walk of Fame, Hamburg seinen Fame Forest – und jetzt auch eine dazugehörige Schorle. Der „Künstlerwald“ ist ein Projekt der Anschutz Entertainment Group (AEG), die unter anderem die Barclaycard Arena in der Hansestadt betreibt, des Wasserversorgers Hamburg Wasser und des Unternehmers Jan Schierhorn. „Als größte Multifunktionsarena Norddeutschlands haben wir eine ökologische Verantwortung“, erklärt Arena-Geschäftsführer Steve Schwenkglenks den Hintergrund. „Wir waren seit längerem auf der Suche nach einem lokalen, ökologisch sinnvollen Projekt, das zu uns passt und die Künstler, die bei uns auftreten, mit einbezieht.“ Kurz: Umweltschutz mit Disco-Kugel!

Die Idee: Die Künstlerinnen und Künstler, die in der Arena auftreten, sollten statt des üblichen Sold-Out Awards ein nachhaltigeres Dankeschön mit einer gewissen Strahlkraft erhalten. Was wäre dazu besser geeignet als Bäume – noch besser: ein ganzer Wald mit Glamour-Appeal? Und so wächst seit rund 2,5 Jahren auf einem Brunnenschutzgebiet von Hamburg Wasser im Stadtteil Schnelsen der Fame Forest.

Zeichen der Hoffnung für die Kulturbranche

Zahlreiche Künstler und Sportler haben bisher zum Spaten gegriffen, einen Baum in die Erde gesetzt und eine Tafel mit ihrem Namen und dem Pflanzdatum daran befestigt – und das, obwohl mehr als ein Jahr gar keine Konzerte in der Arena stattfinden durften: „Wir wollten uns unsere neue Tradition nicht vom Virus kaputtmachen lassen und gleichzeitig ein Zeichen der Hoffnung für die Kulturbranche setzen, die uns – genau wie der Umweltschutz – sehr am Herzen liegt“, erläutert Tobias Grieß, CEO von Barclaycard Deutschland. „Darum haben wir für jede der ca. 100 im vergangenen Jahr ausgefallenen Veranstaltungen einen Baum gepflanzt.“ Insgesamt umfasst der Fame Forest an zwei Standorten aktuell rund 7.500 Bäume und Sträucher, die pro Jahr etwa 1.500 Tonnen CO2 binden. Zusätzlich werden auf den Flächen Nisthilfen für Insekten und Bienenstöcke aufgestellt sowie Wildblumenwiesen angelegt.

Fame Forest
Fame Forest

Bei den prominenten Paten kommt die Idee bestens an. „Die Bäume im Fame Forest sind inzwischen sehr begehrt“, berichtet Jan Schierhorn. Zum Kick-off-Event im Oktober 2019 kamen unter anderem die Musiker Sasha und Smudo nebst zahlreichen Pressevertretern, die auch international Aufmerksamkeit auf den Künstlerwald lenkten. Comedian Atze Schröder war besonders begeistert: Er schenkte seinem Publikum beim Auftritt in der Arena gleich einen eigenen „Witzewald“– 10.000 an die Bedingungen des Klimawandels angepasste Bäume werden dafür in Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Kreis Segeberg gepflanzt.

Das Geld hängt an den Bäumen

Das vielfach preisgekrönte Projekt „Das Geld hängt an den Bäumen“ (DGHADB) ging aus dem Wunsch hervor, überzähliges Obst aus Jan Schierhorns Garten zu Säften zu verarbeiten und dabei benachteiligten Menschen eine Perspektive zu bieten. „Wir nutzen mit ‚vergessenen’ Menschen ‚vergessene’ Ressourcen“, formuliert der Unternehmer den Grundgedanken. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen: Die drei naturtrüben Schorlen „Samuel“ (Apfel), „Simon“ (Apfel-Johannisbeer) und „Olaf“ (Apfel-Rhabarber) in der 0,33-l-Longneck-Flasche sind nach verdienten Mitarbeitern von DGHADB benannt und enthalten ausschließlich Direktsaft, Wasser und Kohlensäure.

Dank natürlicher Fruchtsüße kommen sie völlig ohne Zusätze aus. Für den „Nachbars Garten”-Apfelsaft landen Äpfel aus privaten Gärten und von eigenen, städtischen und privaten Streuobstwiesen in und um Hamburg in der Presse. Auch vereinzelte Spenden von Apfelbauern oder Händlern werden schonend in einem mittelständischen Partnerbetrieb verarbeitet. „Das Aroma unseres Safts ist von der Ernte und Sorte abhängig – deswegen schmeckt er immer ein bisschen anders“, betont Schierhorn und schmunzelt: „Eine leise Revolution gegen die Systematik der Lebensmittelindustrie!“ Darüber hinaus vertreibt DGHADB diverse Mischsäfte in 0,25- und 0,75-l-Flaschen.

Fame Forest Atze Schröder

Arbeit für benachteiligte Menschen 

Vor einigen Monaten zündeten die Initiatoren die nächste Stufe des Projekts – die Fame Forest Schorle: „Von Anfang an war geplant, zum Fame Forest auch eine Getränkelinie auf den Markt zu bringen“, erläutert Schierhorn. Der Sozial-Unternehmer und Inhaber einer Marketing-Agentur kennt sich aus mit Säften: 2009 gründete er das gemeinnützige Unternehmen „Das Geld hängt an den Bäumen“, mit dem er 25 Menschen mit Behinderung, ohne festen Wohnsitz beziehungsweise Berufsausbildung sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der Getränkeproduktion bietet. Durch die Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten gehört auch die Garten- und Landschaftspflege zum Dienstleistungsspektrum des Projekts, dessen Erlöse zu 100 Prozent im Unternehmen verbleiben, um die Arbeitsplätze zu sichern. Schierhorn selbst arbeitet ehrenamtlich.

Fame Forest

Wald mit Glamour-Appeal: Die Mitarbeiter von „Das Geld hängt an den Bäumen“ pflegen den Fame Forest in Hamburg. 

Nun erntet das DGHADB-Team auch einen Teil der Äpfel für die neue Fame Forest-Schorle. Die nötige Markenbekanntheit erzielt das Produkt dank prominenter Künstler, die im vierteljährlichen Wechsel für das Getränk werben. Den Anfang machten Atze Schröder und Till Hoheneder, deren Gesichter bis in den Herbst die Halsbinde der ersten Fame Forest-Schorle in der Sorte Apfel-Ingwer zieren. Die beiden Komiker erreichen mit ihrem Podcast „Zärtliche Cousinen“ ebenso wie über ihre Social-Media-Kanäle ein Millionenpublikum. In einem eigens gedrehten Video, das über einen QR-Code auf der 0,33-l-Flasche abrufbar ist, erklären sie, warum „Saufen noch nie so viel Sinn gemacht“ hat. Damit nicht genug: Sie spenden darüber hinaus aus eigener Tasche einen Baum für jede verkaufte Kiste. 

„Saufen hat noch nie so viel Sinn gemacht“

Atze Schröder und Til Hoheneder

Zärtliche Cousinen

Stars öffnen ihr Netzwerk für den guten Zweck

„Die Stars stehen Schlange, um Pate zu werden“, verrät Schierhorn. „Sie verzichten zu Gunsten des guten Zwecks auf ihr Honorar, profitieren aber gleichzeitig davon, dass sie sich für ein nachhaltiges Projekt einsetzen und öffnen dafür gerne ihr Netzwerk. Im Gegenzug nutzen wir sie als Werbeträger, das ist aus unserer Sicht effizienter, als Plakate zu kleben.“

Fame Forest

Die nächste Edition der Fame Forest-Schorle ist bereits in Vorbereitung. Nach der Erstabfüllung mit hauptsächlich eigenen Äpfeln werden dann auch zugekaufte Früchte aus integriertem Anbau und weitere hochwertige Zutaten zum Einsatz kommen. Die Erträge fließen zu 100 Prozent in den Naturschutz und soziale Einrichtungen.

Biotope schaffen

„Uns geht es darum, Biotope zu schaffen: in der Natur ebenso wie in den Köpfen und Herzen der Menschen“, erklärt Jan Schierhorn sein Engagement. „Das Ziel ist, aus der betriebswirtschaftlich operierenden Welt heraus ein Instrumentarium aufzubauen, das sich in der gesamten Wertschöpfungskette gut und richtig anfühlt.“ So wird die Fame Forest-Schorle zu einem ökologischen Fundraising.

Die Fame Forest-Schorle ist national verfügbar, unter anderem in ausgewählten Edeka-Supermärkten, auch das Franchise-Urgestein Call a Pizza hat die Schorle ins Programm aufgenommen. Schierhorn wünscht sich, dass die Verbraucher in ganz Deutschland bald schorletrinkend Gutes tun. Eine gewisse Knappheit des Produkts soll auch hier Begehrlichkeiten wecken: „Wir planen, jeweils nur so viel Schorle zu produzieren, wie vorab von unseren Vertriebspartnern bestellt wurde“, ist der Unternehmer konsequent: „Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit möchten wir lieber weniger verkaufen, als irgendwo – aus welchen Gründen auch immer – zum Ladenhüter zu werden.“

Dieser Artikel erschien erstmals in der Getränke Zeitung

Fotos: Fame Forest GmbH