Will man die INTERNORGA mit einem einzigen Wort beschreiben, mĂŒsste es in diesem Jahr â nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause â wohl „Biotop“ lauten. Mehr denn je waren die Hamburger Messehallen ein besonderer Lebensraum fĂŒr Pflanzen, auch wenn diese zumeist nicht mehr in ihrem natĂŒrlichen Zustand, sondern zu Fleisch- und Fischalternativen verarbeitet prĂ€sentiert wurden. Unsere Trendschau bestĂ€tigt unmissverstĂ€ndlich die Botschaft, die auch beim 40. Internationalen Foodservice Forum viele VortrĂ€ge beherrschte: Veggie und Vegan sind auf dem Vormarsch â die deutschen Verbraucher und mit ihnen die Gastronomie werden immer „grĂŒner“. Ohne das Label „nachhaltig“ geht gar nichts mehr. Gut so â so lange es nicht beim „Greenwashing“ bleibt, sondern echte Lösungen fĂŒr die ErnĂ€hrung der Zukunft entwickelt werden. Hier einige spannende neue Produkte:Â

La Vie: Plant-based Bacon aus Frankreich
Optisch wie geschmacklich kaum vom fleischhaltigen Original zu unterscheiden ist der pflanzliche Speck des französischen Startups La Vie auf Basis von Sonnenblumenöl und Soya. Zu 100 Prozent vegan, sind die nach patentiertem Verfahren hergestellten, tiefgekĂŒhlten Streifen und WĂŒrfel reich an Proteinen und verursachen laut Hersteller 88 % weniger CO2, sind auĂerdem zu 100 % halal.
FĂŒr die Gastronomie sind 300 g (Streifen)-und 500 g (WĂŒrfel)-Packungen im Angebot, die Haltbarkeit von drei Monaten soll sich bald auf zwölf Monate verlĂ€ngern. In Deutschland hat das Hamburger Unternehmen Valio den Vertrieb ĂŒbernommen.
Veganer „Thunfisch“ aus Algen
Als stolzer Gewinner des INTERNORGA-Zukunftspreis gehörte das Startup wunderfish mit seinem pflanzlichen Thunfischersatz auf Bohnen- und Meeresalgenbasis zu den Stars des Newcomer’s Area auf der Messe. Der „Tu-nah“ unter der Marke Bettafish ist Ă€hnlich convenient zu nutzen wie herkömmlicher Dosenthunfisch, ist protein- und balaststoffreich und kommt ihne Soja und Weizen aus. ErhĂ€ltlich sind zwei Varianten fĂŒr Gastronomie und GroĂkĂŒchen: als Basisprodukt fĂŒr Salate, Saucen, AuflĂ€ufe oder Pizzen und als vegane Creme fĂŒr Sandwiches, Maki, Wraps oder Bowls. AuĂerdem gibt es Ready-to-Eat-Sandwiches und TiefkĂŒhlpizza unter der Marke Tu-nah.

Pflanzliche Alternativen aus den „Green Mountains“
Pflanzenbasierte Alternativen sind lĂ€ngst nicht mehr nur Sache innovativer Startups: Unter dem Dach der Bell Food Group entwickelt die Manufaktur The Green Mountain vegane Produkte, die im Vertrieb von Hilcona dem AuĂer-Haus-Markt angeboten werden. Neu auf der Messe waren ein Schnitzel, ein Steak und ein pflanzliches HĂŒhnerfilet.

Foto: Bell Food Group
Das Plant-based Filet (Poulet-Art) hat einen hohen Proteingehalt und laÌsst sich wie sein Pendant aus Fleisch vielfaÌltig schneiden, wuÌrzen und veredeln. Beim Anbraten entwickeln sich wie bei einem StuÌck HaÌhnchenfleisch goldbraune Bratspuren. Das Plant-based Schnitzel (Wiener-Art) ist 7 mm duÌnn und mit einer hochwertigen Panade ummantelt. Das Plant-based Steak wiegt 200 g, passt zu allen Beilagen und ist gut bekoÌmmlich. Es saftet authentisch, wenn man es nach dem Anbraten direkt anschneidet, und der gewĂŒnschte Garpunkt laÌsst sich einfach erreichen. Alle drei Neuheiten werden auf Basis von Pflanzenproteinen (Soja, Weizen bzw. Erbse) hergestellt. Sie haben einen hohen Proteingehalt und versorgen Veganer mit  Vitamin B12.
Erbsen auf dem Vormarsch
Als Early Mover â und dank Fernsehwerbung â gehört Endori zu den bekanntesten Anbietern von pflanzlichen Alternativen in Deutschland. Ohne Soja und Palmfett werden die Balls, Burgerpattys, BratwĂŒrste, Schnitzel, Kebab, Cevapcici und sowie der extra knusprige Fischfrikadellenersatz Burger di Mare aus Erbsen aus europĂ€ische Anbau hergstellt. Nicht alle Produkte sind vegan, dafĂŒr aber (bis auf das Veggie Pulled) nicht deklarationspflichtig auf der Speisekarte.
Die auf der Messe prĂ€sentierte, Sticks di Mare getaufte FischstĂ€bchenalternative wurde kĂŒrzlich mit dem „Good Food Award“ der Zeitschrift Men’s Health ausgezeichnet. Geschmacklich werden die fischfreien StĂ€bchen der Herausforderung, authentischen Fischgeschmack nachzubilden, jedoch noch nicht ganz gerecht.

Vegane Saucen fĂŒr jeden Geschmack
Sie punkten aber als Fingerfood mit spannenden veganen Dips vom MĂŒnchner Unternehmen The Vegan Saucery. Im Sortiment sind acht vegane Saucen von cremig-wĂŒrzig bis fruchtig-tomatig, die fĂŒr jeden Geschmack das Richtige bieten. Hergestellt werden sie in der leistungsfĂ€higen Produktion der MĂŒnchner SuppenkĂŒche, die auch fĂŒr andere Kunden aus der Foodservice-Branche unter anderem Saucen und Dips produziert. Neben Haushaltsportionen fĂŒr den Handel gibt es die veganen Saucen auch als Gebinde fĂŒr den AuĂer-Haus-Markt: in der 500-g-Squeeze-Flasche und im 1-kg-Beutel.Â



INTERNORGA 2022: Erfolgreicher Restart
FĂŒnf Tage, rund 950 ausstellende Unternehmen aus 27 Nationen und jede Menge Innovationen, Trends und Lösungen â das war die INTERNORGA 2022. Nach drei Jahren hat die Branche auf der Leitmesse fĂŒr den gesamten AuĂer-Haus-Markt vom 30. April bis 4. Mai ein lang erwartetes Wiedersehen in den Hamburger Messehallen erlebt. Alle Besucher und Aussteller zeigten sich nach Angaben der Messegesellschaft von den zahlreichen Möglichkeiten zum Networking, Austausch und Ausprobieren begeistert. Sechs Wochen spĂ€ter als ursprĂŒnglich geplant, schlieĂt die Messe mit viel Zuspruch und positiver AtmosphĂ€re in allen Messehallen.
âWir sind unglaublich glĂŒcklich und auch sehr stolz, dass die INTERNORGA endlich wieder im richtigen Fahrwasser ist und dem gesamten AuĂer-Haus-Markt die so wichtige und wertvolle Plattform und BĂŒhne bieten konnteâ, resĂŒmiert Bernd Aufderheide, Vorsitzender der GeschĂ€ftsfĂŒhrung Hamburg Messe und Congress. Es sei allen Beteiligten bewusst gewesen, dass 2022 eine andere Messe sein wĂŒrde, als sie es aus den Vorjahren gewohnt waren. âEines ist jedoch jetzt noch klarer geworden: Die Begegnung mit Menschen, der Austausch, das Netzwerken und vor allem das Testen, Schmecken und FĂŒhlen lassen sich in dieser sensorischen Branche nicht digitalisieren, und das ist auch gut so. Die Leitmesse hat Innovationscharakter, aktuelle Trendthemen wurden aufgegriffen und vermittelt. Das Resulat sind zufriedene Akteure auf allen Seiten.â

Barbara Schindler entdeckte schon frĂŒh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand fĂŒr sie fest: Ich will das GeschichtenerzĂ€hlen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunĂ€chst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – ĂŒber alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.