Nach dem wochenlangen Corona-Lockdown stehen fast alle Gastronomen in Deutschland vor großen Herausforderungen. Wie das Business wieder hochfahren? Wie Geld verdienen, wenn die Infektionsschutzmaßnahmen nur eine Auslastung von maximal 50 Prozent erlauben? Wie das Team bei Laune und bei der Stange halten, das mit der schrittweisen Rückkehr in die (neue) Normalität dringend gebraucht wird? Weil diese Fragen nicht nur für die Gastronomen selbst, sondern auch für ihre Partner in der Zulieferindustrie überlebenswichtig sind, haben sich zahlreiche Akteure jetzt auf Initiative von Salomon FoodWorld und FVZ Convenience zusammengeschlossen und die gemeinsame Plattform Zukunftsinitiative Gastro zur Unterstützung der Gastro-Branche lanciert. Unter www.zukunftgastro.com finden Ratsuchende ab sofort Hilfe und Informationen für viele ihrer aktuellen Probleme. Wir haben mit „Gastronaut“ Kurt Höller, einem der Initiatoren, gesprochen, welche Idee und Vision hinter dem Projekt stehen. 

Herr Höller, wie kam es zu der Idee der Zukunftsinitiative Gastro? Wer und was steckt dahinter?

Kurt Höller: Die Idee hatten Jochen Kramer, Marketing- und Geschäftsleitung bei Salomon FoodWorld, und Rainer Laabs, Geschäftsführer des Schwesterunternehmens FVZ Convenience, schon Ende März, also relativ am Anfang des coronabedingten Lockdowns. Sie haben sich gefragt, was sie tun können, um ihre Kunden und die Gastronomie insgesamt in dieser bedrohlichen Lage zu unterstützen.

Kurt Höller
Kurt Höller ist Querdenker mit Leib und Seele. Sein Talent, auf Menschen zuzugehen, entdeckte er im Vertrieb. Als 2004 seine Heimatstadt Murnau einen Pächter für die marode Imbissbude am Staffelsee inmitten einer verwahrlosten Wiesenlandschaft und einem Freibad suchte, griff er zu. Mit großer Leidenschaft gestalteten er und sein Team in den folgenden 16 Jahren das Areal zu einem Ferienparadies mit Ibiza-Flair um und schufen  mit dem Lido Beach & Burger einen gastronomischen Hot Spot. Seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Praxis gibt er heute als „Gastronaut“ und Speaker an andere Gastronomen weiter mit dem Ziel, Menschen zu stärken und damit positiv auf die Gesellschaft und Kultur in Unternehmen einzuwirken. 

 

Der Plan: eine Plattform zu schaffen, auf der unkompliziert und übersichtlich Problemlösungen für Gastronomen in Not angeboten werden; und zwar von einem breitgefächerten Netzwerk aus Akteuren der gesamten Branche, darunter auch Praktiker mit guten Kontakten, um die Initiative schnell bekannt zu machen.

Deshalb haben die beiden mich hinzu geholt und gemeinsam haben  wir drei das Projekt in kurzer Zeit auf die Beine gestellt – inzwischen sind übrigens viele weitere Partner dabei, darunter Lamb Weston, Bürger und Develey. 

Anfang Juni ging die Website www.zukunftgastro.com online – eine neutrale Plattform, auf der keine einfache Produkt- oder Unternehmenswerbung stattfindet. Wir nehmen uns bewusst zurück, sodass der Mehrwert für den Gastronomen im Vordergrund steht. Uns ist wichtig, dass die Partner sich mit Engagement einbringen – das heißt mit Ideen, Content und bei der Kommunikation.

Welche Hilfestellungen bieten Sie für Gastronomen ganz konkret an?

KH: Unter anderem gibt es Cash-Back-Aktionen von Salomon FoodWorld, FVZ und Lamb Weston, bei denen Gastronomen mit wenigen Klicks für eine bestimmte, im Aktionszeitraum von drei Monaten verkaufte Menge an Produkten jeweils 500 Euro rückvergütet bekommen. Der große Vorteil ist, dass in diesem Fall nicht der Großhändler profitiert, sondern der Gastronom selbst. Alles, was er tun muss, ist eine Kopie der Rechnung für die Ware an den jeweiligen Hersteller zu senden oder auf der Website hochzuladen, seine IBAN anzugeben – und fertig!

Diese kurzen und direkten Wege sind uns enorm wichtig, damit das Geld auch wirklich bei den Wirten ankommt. Voraussetzung ist natürlich, dass der Kunde bei den jeweiligen Produzenten einkauft. Dann kann er in drei Monaten bis zu 1.500 Euro sparen.

jochen kramer
Rainer Raabs

Hatten die Idee zur „Zukunftsinitiative Gastro“ und sorgten gemeinsam mit Kurt Höller und ihren Teams für die zügige Umsetzung des Projekts: Jochen Kramer, Marketingleiter bei Salomon FoodWorld (links), und Rainer Laabs, Geschäftsführer FVZ Convenience. 

Der Nutzen für den Gastronomen und die gemeinschaftliche Unterstützung der Branche stehen also im Vordergrund – könnten auch andere Hersteller mit solchen Aktionen einsteigen?

KH: Die Bandbreite an Produkten in der Gastronomie ist so groß, dass wir viel Spielraum für Aktionen haben, ohne dass die beteiligten Unternehmen in den Wettbewerb treten. Grundsätzlich gilt für uns: Miteinander geht es leichter als gegeneinander. Es sind ja nicht nur Lebensmittelhersteller an Bord, sondern auch Technik-und Equipment-Anbieter wie Rational, NordCap und Vega. Das Interesse an der Initiative und die Solidarität mit der Branche sind riesig, viele Unternehmen stehen bereits auf der Warteliste.

Wie werden diese Unternehmen sich einbringen? Auch mit Cash-Back-Aktionen?

KH: Ganz unterschiedlich, wie es zu ihnen passt. Vega hat beispielsweise eine Website erstellt mit Informationen zur Pandemieplanung usw., die wir auf unserer Seite der Zukunftsinitiative Gastro verlinken. Andere Anbieter arbeiten bereits an Ideen, wie sie das Projekt in den kommenden Monaten unterstützen können, oder beteiligen sich finanziell. Wir stehen ja auch noch ganz am Anfang.

An der Zukunftsinitiative Gastro sind auch Berater und Gastronomen beteiligt, die anderen Gastronomen mit ihrem Wissen zur Seite stehen. Welche Dienstleistungen bieten sie an?

KH: Wir haben drei Buttons auf der Website, die Hilfesuchende einfach anklicken müssen, um Unterstützung zu erhalten. Über die ‚Aktionen‘ haben wir schon gesprochen. Unter ‚Lösungen‘ bieten Praktiker wie ich als ‚Gastronaut‘ Rat und Tat bei Problemen an. Das heißt nicht, dass wir vorbeikommen und schlau daherreden, sondern wir nehmen die Gastronomen an die Hand und analysieren ihre individuellen Herausforderungen.

Zukunftsinitiative Gastro

Natürlich können wir auch nicht zaubern und den Umsatz mit einem Schlag von 40 auf 80 Prozent erhöhen. Aber wir können Schwachstellen identifizieren und abstellen, damit das Geschäft rund läuft, sobald sich die Voraussetzungen hoffentlich bald normalisieren. Oft geht es übrigens vor allem darum, den Leuten Mut zu machen in dieser schwierigen Zeit. Denn Mut tut gut!

Zunächst müssen sich die Gastronomen auf der Website einfach registrieren, damit wir die Nachfrage im Hintergrund steuern und koordinieren können. Wir garantieren eine Rückmeldung innerhalb von 48 Stunden, das heißt innerhalb von zwei Tagen nehmen ich oder ein Mitarbeiter Kontakt zum Gastronomen auf, die Erstberatung findet dann ganz nach Bedarf telefonisch, per Video-Call oder sogar vor Ort durch einen der inzwischen 40 Kollegen in der jeweiligen Region statt. Kostenlos!

Zukunftsinitiative Gastro

Woran hapert es denn in der Krise am meisten?

KH: Oftmals stelle ich fest, dass Gastronomen über keinerlei Netzwerk verfügen. Sie arbeiten jeden Tag in ihrem Betrieb und wundern sich, dass es eventuell nicht so gut funktioniert, wie sie es sich wünschen. Diesen Mindset versuchen wir zu ändern. Denn es ist gerade für Gastronomen elementar, dass sie über den Tellerrand schauen, sich mit Kollegen austauschen, von anderen lernen, bei Trendtouren Neues erleben usw. Wenn ich ein Restaurant betreibe, ist es genau so wichtig, AM Betrieb zu arbeiten, wie IM Betrieb. 

Viele kämpfen darüber hinaus mit den teilweise verwirrenden Vorschriften zum Infektionsschutz. Auch da haben wir die passenden Partner an Bord, zum Beispiel eine Agentur, die Sitzplatz-Dummies entwickelt hat, mit denen sich die Abstandsregeln leichter und vor allem sympathischer einhalten lassen.

Bei finanziellen Engpässen können wir leider keine Schubkarre mit Geld vor die Tür stellen. Jedoch leisten wir mit den Cash-Back-Aktionen eine gute Hilfestellung.

Zum Netzwerk gehören übrigens auch Persönlichkeits-Coaches, die Unternehmer dabei unterstützen, in der Krise ihre Stärken zu mobilisieren, und Trainer, die ihre Mitarbeiter fit für den Restart machen.

Zukunftsinitiative Gastro

Die Website ist gestartet, wie geht es jetzt weiter?

KH: Als nächsten Schritt planen wir unter dem dritten Button ‚Wissen‘ kostenlos Webinare zu verschiedenen Themen anzubieten. Das kommt der Zeitnot und Arbeitsbelastung vieler Gastronomen derzeit entgegen: Man registriert sich kurz und erhält 30 Minuten komprimierte Informationen zu einem Thema.

Das Projekt ist nicht nur für die Dauer der Krise, sondern langfristig angelegt: Wo sehen Sie die Initiative in einem Jahr?

KH: Noch besser aufgestellt als jetzt! Wir holen weitere Partner und Spezialisten an Bord, planen, Seminare und Gastro-Touren anzubieten. Als branchenweite Initiative, die möglichst unkompliziert und praxisorientiert hilft, sind wir zurzeit einzigartig am Markt.