Die Krise der 2008 gestarteten Marken habe ihn kalt erwischt, so Oliver, der nach eigenen Angaben zunächst 7,5 und später noch einmal 5,2 Mio. Pfund zuschießen musste, um die Insolvenz abzuwenden. Das Unternehmen sammelte außerdem 37 Mio. Pfund von Banken und Schwesterfirmen aus der Jamie Oliver Group ein, sicherte so seinen Fortbestand. Allerdings wurden in der Folge zwölf der 37 britischen Standorte geschlossen. Auch ein Restaurant des Steakhouse-Konzepts Barbecoa ging in die Insolvenz und wurde aufgegeben.
Erfolgsstory brach plötzlich ab
Warum es Jamie’s Italian so schlecht gehe, könne er sich nicht erklären, sagte der Unternehmer. Schließlich habe es sich zunächst um eine „unglaubliche Erfolgsstory“ gehandelt. „Sie brach einfach ab, dabei haben wir das Marktsegment anfangs revolutioniert, eine einzigarte Kultur geschaffen.“ Doch aufgeben will der Koch, der allein mit seinen Büchern und Medienaktivitäten rund 30 Mio. Pfund pro Jahr umsetzt, die Marke nicht. Im Gegenteil: Die Speisekarten wurden überarbeitet, die Preisstruktur zu Gunsten preiswerterer Gerichte umgestellt. „Wir wollen beweisen, dass man anständig, mit gute Produkten zu fairen Preisen kochen kann.“ Er sei optimistisch, so Oliver, nach einem „dunklen Jahr“ sehe man bereits ein Licht am Ende des Tunnels.
Nicht betroffen von den Schwierigkeiten sind offenbar die meisten internationalen Franchise-Betriebe in gut 25 Ländern. Allerdings hatte die Muttergesellschaft erst im vergangenen Jahr sechs Restaurants in Australien vom dortigen Lizenznehmer übernommen und sie im April 2018 an die Hallmark Group weitergegeben. Eröffnungen in Deutschland, unter anderem in Düsseldorf und München, wurden immer wieder angekündigt, bisher jedoch nicht realisiert. Für den Sommer 2018, hieß es, sei ein Restaurant in Hamburg geplant. Gerüchteweise soll Jamie’s Italian auch in den neu gestalteten Food Court Foodtopia im Frankfurter Einkaufszentrum MyZeil einziehen.
Nicht der einzige Fehlschlag
Die Krise von Jamie’s Italian ist nicht der einzige Misserfolg für Jamie Oliver, der nach eigenen Angaben 40 % seiner Unternehmungen „in den Sand gesetzt“ und seit 2014 rund 90 Mio. Pfund seines privaten Vermögens verloren hat. Aufgegeben wurden unter anderem die Kochläden ‚Recipease‘ und die Brit-Food-Marke Union Jacks. Sorgen machen muss man sich um Jamie Olivers Finanzen dennoch nicht: Der weltberühmte Küchenpopstar verdient sein Geld mit Lizenzprodukten, TV-Programmen und Büchern – allein 2017 betrug der Umsatz dieser Sparte rund 30 Mio. Pfund.
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.