Frau Renate steht Pate: Die Werbeikone aus den 50er und 60 Jahren ist Namensgeberin des neuen gastronomische Konzepts, das der Dr. Oetker-Konzern für seine Partner im LEH entwickelt hat. Im Pilotstandort der Franchiselösung im Koblenzer Edeka-Markt Goerzen können die Kunden seit dieser Woche vor Ort zubereitete Gerichte wie Pizza, Stullen, Bowls, glutenfreie Waffeln und Pudding zum Sofortverzehr oder Mitnehmen bekommen.

Für Dr. Oetker und Marktinhaber Dirk Goerzen eine Win-Win-Situation: „Wir versprechen uns von Frau Renate eine Steigerung der Frequenz auf der Fläche.“ Er erwartet, dass 70 bis 80 Kunden täglich das Angebot nutzen werden. Hans-Wilhelm Beckmann, Geschäftsleitung Dr. Oetker Deutschland, wünscht sich einen Abstrahleffekt auf die eigenen Produkte im Regal, betont aber den Mehrwert für den Händler: „Natürlich bezieht das Konzept das Markenverständnis und das Produktportfolio von Dr. Oetker ein, es ist aber nicht als Selbstzweck zu verstehen. Vielmehr ist es Hilfestellung für den Handel und Verkaufsunterstützung zugleich.“ Das Unternehmen wolle mehr sein als nur ein Lieferant.

Der Edeka-Markt von Dirk Goerzen verfügt über ca. 2.200 qm Verkaufsfläche und wird wöchentlich von rund 15.000 Kunden besucht. 80 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Der Frau Renate-Store nimmt im hinteren Marktbereich eine Fläche von 30 qm mit ca. 20 Sitzplätzen ein. Heimat und Nostalgie, ja, aber modern interpretiert, so lassen sich Ambiente und Angebot auf den Punkt bringen.

„Rund 80 Prozent der verwendeten Zutaten stammen aus dem Dr. Oetker-Sortiment im Laden, ergänzt durch Frischeprodukte“, erklärt Alexandros Soukas, der das Konzept zwei Jahre lang gemeinsam mit Natalie Tutatcikova und Kulinarik-Experte Sandro Ciani entwickelt hat. 

Edeka Georgen

Gruppenbilder in Corona-Zeiten. Hinter den Masken die „Geburtshelfer“ von Frau Renate (v.l.): Hans-Wilhelm Beckmann, Geschäftsleitung Dr. Oetker, Alexandros Soukas, Natalie Tutatcikova (Konzeptentwickler) und Dirk Goerzen, Inhaber Edeka Goerzen, Koblenz. 

Handwerkliche Veredelung

Die Marke Dr. Oetker tritt dabei ganz bewusst kaum in Erscheinung, wird aber auch nicht versteckt: „Wir sind diesbezüglich völlig transparent!“, hebt Soukas hervor.Zum Einsatz kommen neben dem Vitalis Knuspermüsli auch TK-Pizzaböden aus dem Portfolio von Dr. Oetker Professional, die vor Ort frisch belegt werden. „Wir bieten bei Frau Renate kein Produkt an, das es in gleicher Form im Regal gibt“, betont Soukas. Die handwerkliche Veredelung spielt eine wichtige Rolle. Auf ausliegenden Rezeptkarten erfahren die Kunden, wie sie die Gerichte mit den Produkten des Unternehmens aus dem Laden selbst zubereiten können. „Dr. Oetker und Frau Renate standen schon immer dafür, Grundprodukte mit wenigen Tricks und Handgriffen zu etwas Besonderem zu machen. Auf der ersten Backpulver-Verpackung gab es bereits ein Rezept für den berühmten Guglhupf!“ 

Den Kunden zum Gast machen

Den Absender zu verheimlichen, widerspräche auch der Vision hinter Frau Renate, denn diese lautet, den Kunden zum Gast und den Gast wiederum zum Kunden zu machen – und das den ganzen Tag über: vom Frühstück mit Müsli und Porridge über den leichten Lunch und die nachmittäglichen Verwöhnmomente bis zum Abendessen für die ganze Familie. „Gesund, nachhaltig, genussvoll!“, so Soukas.

Der warme Pudding mit verschiedenen Toppings, zubereitet in wenigen Sekunden in einer Spezialmaschine, verheißt süße Kindheitserinnerungen; gleichzeitig verzichten die gemüselastigen Bowls und Pizzen weitestgehend auf exotische Zutaten und setzen stattdessen auf heimische Superfoods wie Rote Bete, Wirsing und Buchweizen.  Das mit maximal fünf Positionen pro Kategorie straffe Sortiment gibt es zu verträglichen Preisen um 6,90 Euro für eine Sattmacherportion und, transportsicher und möglichst nachhaltig verpackt, auch zum Mitnehmen. „Wir möchten Angebote für jedes Preis- und jedes Zeitbudget machen“, erklärt Soukas.

Das Original: Dr. Oetkers Werbefigur „Frau Renate“ war in den 50er Jahren Vorbild für immer mehr berufstätige Frauen, die dankbar für die Unterstützung bei der – natürlich zusätzlich zum Beruf zu erledigenden – Hausarbeit waren. 

Frau Renate
Frau Renate

Die moderne „Frau Renate“. Ihr Motto: Gut gemacht!

Die Kunden anders kennenlernen

„Uns war von Anfang wichtig, dass die Kunden Dr. Oetker-Produkte auf eine neue Weise kennenlernen, alle Gerichte zu Hause nachkochbar und die Zutaten im Laden zu kaufen sind“, fährt Soukas fort. Als Industriepartner habe Dr. Oetker normalerweise nur über das Regal Kontakt zu den Kunden. „Mit Frau Renate können wir sie ganz anders und auch besser kennenlernen und verstehen und gleichzeitig unsere Produkte völlig neu inszenieren – ein Dreiklang, von dem sowohl der Produzent als auch der Händler und der Kunde profitieren.“

Supermärkte werden Soukas zufolge immer mehr zu sozialen Treffpunkten. „Wir möchten den Menschen die Gelegenheit bieten, hier zu verweilen und etwas zu erleben.“ Der Händler könne sich mit gastronomischen Angeboten vom Online-Kanal abheben und die Attraktivität des Marktes steigern.

Viele unterschätzten das Thema allerdings: „Es hört sich relativ einfach an, Gastronomie im Supermarkt zu machen, aber das ist es nicht. Wir haben die Komplexität reduziert, jeder Mitarbeiter kann in wenigen Stunden über das Systemhandbuch geschult und bei Frau Renate eingesetzt werden“, sagt Soukas. Aufgrund der cleveren Rezepturen und des gewissen Convenience-Grads der Speisen wird bei Frau Renate kein Fachpersonal wie beispielsweise ein Koch benötigt.

Frau Renate

Frau Renates Zielgruppe sind erklärtermaßen Frauen: „Sie stellen nach wie vor die große Mehrheit der Kunden im Laden“, sagt Soukas. Der feminin gehaltene Ladenbau spielt mit Zitaten aus den Wirtschaftswunderjahren, in denen Dr. Oetker vor allem Frauen den Küchenalltag mit seinen Produkten erleichterte.

Produkte

Vorbild für moderne Frauen

„Wir wollen jedoch keinesfalls ein veraltetes Frauenbild transportierten“, unterstreicht Hans-Wilhelm Beckmann. „Schließlich war Frau Renate schon in den 50er Jahren berufstätig und deshalb ein Vorbild für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Damit passt sie als echte Powerfrau wunderbar in die heutige Zeit!“

Sechs Monate lang wollen Dr. Oetker und Dirk Goerzen nun Frau Renate gründlich testen, anschließend soll die Marke möglichst bald in weiteren Märkten ausgerollt werden, kündigt Beckmann an: „Wir werden die gewonnenen Erfahrungen in Koblenz in die weitere Arbeit einbringen, um das Konzept weiter zu entwickeln und Gespräche mit weiteren Handelspartnern aufzunehmen.“ Das Team um Natalie Tutatcikova und Alexandros Soukas hat verschiedene Formate von XS bis XXL fertig in der Schublade. „Frau Renate kann auf wenigen Quadratmetern in die Fleischtheke integriert oder auf einer Fläche von 300 qm ausgerollt werden. Dazwischen ist alles möglich. Wenn wir einen Standort haben, bauen wir!“

Frau renate

Auch Nicht-Handelsstandorte denkbar

Multipliziert werden soll das Konzept ausschließlich per Franchising über Partnerschaften mit den Marktbetreibern, die sich laut Soukas positiv auf die Kostenstruktur auswirken. „Dadurch, dass ein Großteil der Ware aus dem Markt kommt, haben wir einen Wareneinsatz von nur 25 Prozent, auch der Personaleinsatz lässt sich sehr flexibel mit dem Handelsbetrieb steuern.“ Denkbar sind jedoch auch Nicht-Handelsstandorte: „Frau Renate ist prinzipiell für den Handel gemacht. Aber wir können sie uns auch sehr gut an Verkehrsstandorten wie Bahnhöfen, Flughäfen oder sogar Betriebsrestaurants vorstellen“, verrät Soukas. Zusammen mit seinem Team leistet er den Partnern bei Einführung, Umsetzung und Betreibens ihres Frau Renate-Stores umfassende Unterstützung.

Frau Renate
Frau Renate

Anders als die anderen

Goerzen ist glücklich, dass der Startschuss endlich gefallen ist: „Hier haben sich zwei Familienunternehmen zusammengetan, um Eltern eines tollen neuen Konzepts zu werden! Anfangs war ich ja noch skeptisch, was Rote Bete und Buchweizen angeht, aber seitdem ich die Gerichte probiert habe, bin ich völlig von den Produkten überzeugt!“ Drei neue Vollzeitmitarbeiter hat er für das gastronomische Angebot eingestellt. Dem selbständigen Kaufmann, der vor der Übernahme der Supermärkte seiner Eltern selbst mehrere Jahre als Gastronom aktiv war, ist es wichtig, neue Anreize zu schaffen, seine Kunden zu binden und ihnen immer wieder etwas Besonderes zu bieten. „Edeka steht für frische, hochwertige Lebensmittel. Mein Vermarktungskonzept basiert auf den 5 A: Alles anders als alle anderen. Da passt Frau Renate richtig gut hinein!“

Fotos: Dr. Oetker, Barbara Schindler (1)