Wärme – und zwar bezogen auf die Temperaturen ebenso wie auf das menschliche Miteinander – ist das Herzstück des Feuerdorfs in Wien. „Wir möchten unseren Gästen mitten in der Großstadt einen Platz bieten, an dem sie mit Freunden ums Feuer sitzen können, gut essen, reden und natürlich trinken“, beschreibt Co-Gründer und Geschäftsführer Patrick Nebois die Idee hinter dem außergewöhnlichen Hüttenrestaurant. Hier kann man sich auch im Winter in größerer Runde zum gemütlichen Grillen treffen.
Eher nichts für Spontane: „Man muss sich schon ein wenig vorbereiten“, erklärt Nebois. „Die Freunde zusammentrommeln, eine Hütte buchen – meistens vier bis sechs Wochen im Voraus – und den Grillmeister und seinen Assistenten bestimmen. Diese werden von uns mit dem nötigen Equipment und Schürzen ausgestattet. Auch der Mundschenk hat eine wichtige Funktion: Er muss dafür sorgen, dass die Gläser niemals leer sind.“
Machen Grillfreunde auch im Winter glücklich: Hannes Strobl (l.) und Patrick Nebois vom Wiener Feuerdorf.
Essen und Getränke werden in der Hütte bereitgestellt, die Zubereitung – das Grillen –übernehmen die Gäste selbst. Bezahlt wird – abends – für die Hütte und ein Speisenpaket, Getränke kosten extra. Für die spontane Laufkundschaft steht die beliebte Salettl-Bar mit kleinen Snacks und Drinks zur Verfügung.
Vierte Saison am Donaukanal
Also grillen wie zu Hause – nur bequemer! Woher stammt die Inspiration? „Der Frau meines Geschäftspartners Hannes Strobl ist hier bei uns in Wien immer kalt. Bei einem Ausflug ins Waldviertel lud der Hotelier sie an einem regnerischen Tag in seine beheizte Grillhütte ein. Da hatte Hannes die Idee: Daraus müssen wir ein Dorf machen!“ Seit langem befreundet, fanden Strobl und Nebois für das Projekt zusammen und betreiben das Feuerdorf nun schon in der vierten Saison am Wiener Donaukanal.
Fleischliebhaber kommen auf ihre Kosten
Die Gäste – zu 50 Prozent Firmen, die ihre Weihnachtsfeiern im Feuerdorf abhalten – schätzen das Skihüttengefühl und die Gemütlichkeit im nasskalten Wiener Winter. Kulinarisch kommen vor allem Fleischliebhaber auf ihre Kosten. „Wichtigste Maxime ist für uns, höchste Qualität zu bieten und regionale Produzenten miteinzubeziehen“, betont Nebois. „Unsere Gäste zahlen im Schnitt mehr als 50 Euro netto pro Person. Da muss alles perfekt sein.“
95 Prozent Wiederholungstäter
Gelingt dagegen alles, wird der Gastgeber in den Augen seiner Gäste zum bewunderten Grill-Champion. „Das ist das Geheimnis unserer extrem hohen Wiederbuchungs- und Empfehlungsraten – jenseits der 95%.“ Euphorische Kommentare auf allen Bewertungsportalen legen dafür Zeugnis ab.
Personal und Wareneinsatz punktgenau planen
Zu den großen betriebswirtschaftlichen Vorteilen des Konzepts zählt Nebois neben den dank des Do-it-youself – vergleichsweise geringen Personalkosten auch die genaue Vorhersehbarkeit des Wareneinsatzes: „Ich weiß genau, wie viele Gäste kommen und was sie essen werden.“ Einkauf und Personaleinsatz lassen sich so punktgenau planen.
Zum Nachhaltigkeitsanspruch gehört übrigens auch, dass die Gäste die bezahlten, aber nicht verzehrten Speisen anschließend mit nach Hause nehmen. „Wir werfen so gut wie nichts weg.“
Grillthemen:
Vindobona, 19€/p.P.
VORSPEISEN
Bio Wiener Sauerteig Wecken von Joseph Brot mit geräucherter Butter
Dreierlei Aufstriche aus dem Hause Wojnar
HAUPTSPEISEN
Mini Käsekrainer mit Senf und Kren
Berner Würstel
Schweinebauch mit Ofenkartoffel
Rostbratwürstel mit Krautsalat
Veggie Grill, 29 €/p.P.
HAUPTSPEISEN
Marinierte Kräutersaitlinge
Gegrillter Paprika mit Couscous
BBQ Halloumi gegrillt mit Kukuruz
Asia Tofu Spieße
New York, 75€
Josephs heller Sauerteigwecken mit geräucherter Butter
Waldorfsalat
Beef Tatar von der Kalbin
HAUPTSPEISEN
T-Bone-Steak – dry-aged – mit New York Style-Kartoffelsalat
Hochrippe vom Rind mit Grillwurzelgemüse
Schweins-Tomahawk-Steak mit Erdnuss-Gurkensalat
Sous-Vide Bavette mit Oxheart-Tomate
„Surf & Turf“ mit Maiskolben
Aus Hüttendorf wird Beach-Bar
Gerne würde er das Feuerdorf in Wien auch im Sommer bespielen – „das Konzept dafür ist fertig. Leider fehlt uns bislang die Genehmigung der Stadt.“ Dank der modularen Struktur wären nur geringe Umbauten notwendig, um aus dem Hüttendorf beispielsweise einen Beach Club zu machen, bei dem ebenfalls der Barbecue-Gedanke im Vordergrund steht.
In den sechs Monaten von Oktober bis März begrüßt das Feuerdorf bei drei Slots täglich – mittags, nachmittags und abends open end – 30-40.000 Gäste. Das Konzept ist so erfolgreich, dass die Betreiber planen, es in naher Zukunft per Franchising auch in andere Städte zu bringen. „Gerne in Deutschland und der Schweiz – sollte es Interessenten aus den USA geben, sagen wir natürlich auch nicht Nein.“ Denkbar ist auch ein weiterer, möglicherweise ganzjährig bespielbarer Standort in Eigenregie. Geeignete Locations vereinen urbanen Charakter mit Wassernähe. Benötigt werden zwischen 800 und 1.500 qm für zehn bis 15 Hütten.
Vor welche Herausforderungen stellt das Feuerdorf die Betreiber? „Eigentlich ist es ein Jackpot“, sagt Nebois. „Kniffelig sind höchstens die Genehmigungen, aber das Problem haben ja viele Gastronomiebetreiber. Und wir haben letztendlich alle Zulassungen bekommen, das sollte also in Zukunft keine Schwierigkeit mehr sein.“
Interesse am Franchising? Patrick Nebois steht unter patrick.nebois@feuerdorf.at jederzeit für die Kontaktaufnahme zur Verfügung!
Alle Fotos: ©Feuerdorf
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.