Die Frühjahrsmessen für den Außer-Haus-Markt, Intergastra und Internorga, stehen kurz bevor, die Stimmung in der Branche ist – abgesehen von Bürokratie und Mitarbeiternot – gut. Lässt sich dieser Optimismus auch mit Zahlen untermauern? „Definitiv“, sagt Andreas Lauszat, Director Foodservice bei der ndpgroup in Nürnberg. In seinem exklusiven Gastbeitrag für das PResstaurant schaut er in das Datenmaterial des CREST-Konsumenten-Panels und auf das, was Gastronomen von den kommenden Monaten erwarten können:  

Der Außer-Haus-Markt boomt. Die deutsche Bevölkerung gab noch nie so viel Geld für Speisen und Getränke im Außer-Haus-Markt aus wie in 2019. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr gut 83 Mrd. € und damit sogar 3,7 % mehr als im Jahr zuvor. Und auch 2020 werden die Ausgaben wohl weiter wachsen, wenn auch etwas geringer als noch 2019.

Besuche und Bons im Plus

Erfreulich ist nicht nur, dass 2019 die Ausgaben im Außer-Haus-Markt gesteigert werden konnten, sondern auch, dass sich beide zugrunde liegenden Einflussfaktoren positiv entwickelten. Bei der Anzahl der Besuche konnte ein Plus von 1 % verbucht werden und der Durchschnittsbon erhöhte sich sogar um 2,8 %. Im Schnitt gab der Deutsche im Außer-Haus-Markt 6,70 pro Besuch aus. Gastronomen können also zufrieden sein mit dem abgelaufenen Jahr.

Doch können die Gastronomen nicht nur zufrieden mit dem vergangen Jahr sein, sondern auch zuversichtlich in Bezug auf 2020. Wie bereits erwähnt, wird auch für das Jahr 2020 ein Ausgabenwachstum erwartet. Allerdings könnte dieses unter dem Vorjahresniveau liegen, was auf ein geringes Wachstum sowohl bei der Anzahl der Besuche als auch beim Eater-Check zurückzuführen sein wird. Positiv ist aber hervorzuheben, dass alle Marktsegmente im deutschen AHM zum Wachstum beitragen werden.

Andreas Lauszat forscht als Director Foodservice für die npdgroup Nürnberg zum Außer-Haus-Markt. Seine Prognose für 2020: Gastronomen können zufrieden sein! 

Überdurchschnittliches Plus für Quick-Service

Das größte Ausgabenwachstum 2020 wird dabei der Quick-Service-Bereich erzielen. Für diesen wird eine überdurchschnittliche Steigerung von 3,9 % prognostiziert, wobei dazu sowohl die Anzahl der Besuche als auch die durchschnittlichen Ausgaben pro Besuch beitragen werden, denn für beide Einflussfaktoren erwarten wir ein Wachstum im Vergleich zu 2019.

Die Full-Service-Gastronomie wird sich 2020 über ein Ausgabenwachstum von rund 2,5 % freuen dürfen. Allerdings wird dieses hauptsächlich durch die Steigerung des Durchschnittsbons getrieben werden, da die Anzahl der Bons bzw. die Besuchszahlen relativ auf Vorjahresniveau bleiben werden.

Doch nicht nur für klassische Gastronomie sieht die Prognose positiv aus. Auch im Bereich Retail/Handel werden die Konsumenten mehr Geld für Speisen und Getränke ausgeben, die zum sofortigen Verzehr bestimmt sind. In diesem Segment liegt auch 2020 der primäre Fokus auf dem „togo“-Angebot. Der Verzehr im Laden selbst spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Trends entwickeln sich weiter

Was sind nun die Hintergründe für das prognostizierte Ausgabenwachstum in 2020? Zurückzuführen ist dieses auf eine Vielzahl von neuen, aber auch bereits bekannten, sich weiterentwickelnden Trends. Die wichtigsten Einflussfaktoren sollen im Folgenden genannt werden.

Ganz vorne bei den Trends liegen die Begriffe Digitalisierung und Lieferdienste. Besonders im Quick-Service-Bereich wird dies eine große Rolle spielen. Neben den bereits bekannten Konzepten der klassischen Lieferdienste (prognostiziertes Wachstum 2020: +6,0 %) oder des Self- Order-Terminals

wird vor allem das Click&Collect-Konzept zunehmend an Bedeutung gewinnen. Darunter wird das digitale Bestellen von Gerichten z.B. via App und das persönliche Abholen in der Filiale/im Restaurant verstanden. Doch nicht nur bei Bestellungen wird die Digitalisierung voranschreiten. Auch bei der Bezahlung sowie bei Loyalitätsprogrammen werden die Konsumenten vermehrt auf digitale Alternativen zurückgreifen und somit die Ausgaben erhöhen.

Zeit wird immer kostbarer

In enger Verbindung mit der Digitalisierung und den Lieferdiensten steht der Faktor Zeit, der zu einem immer kostbareren Gut der Konsumenten wird. Gerade in der beliebten Mittagspause muss es bei den meisten Erwerbstätigen schnell gehen. Und hier können gerade solche Anbieter profitieren, die einen entsprechenden zeitlichen Mehrwert zu bieten haben.

Der besondere Wert der Zeit heutzutage sowie eine höhere Mobilität und steigende Urbanisierung führen ebenfalls dazu, dass das „Togo“-Geschäft auch weiterhin gerne genutzt werden wird. Die Zubereitung und der Verzehr zu Hause sind rückläufig und die Alternative ist der Verzehr unterwegs oder z.B. auch bei der Arbeit.

Frühstück wächst weiter

Einer der wichtigsten Trends und Treiber im deutschen Außer-Haus-Markt ist und bleibt das Frühstück. Dieses wird auch 2020 weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei ändern sich weniger die Zeiten, zu denen das Frühstück verzehrt wird, sondern primär die konsumierten Produkte. 2020 werden 15 % der Gesamtausgaben allein durch das Frühstück generiert werden.

Zurückzuführen ist das Wachstum beim Frühstück auf den Convenience Faktor, mehr Single-Haushalte, eine größere Anzahl an weiblichen Vollzeit-Arbeitskräften aber auch auf den oben bereits erwähnten Zeitfaktor.

Essen ohne schlechtes Gewissen

Regionalität, Tierwohl, Zuckerreduzierung, Plant-based Food etc. sind weitere Aspekte, die aktuell viele Konsumenten, Hersteller und Restaurantbetreiber interessiert. Immer mehr Verbraucher legen auf oben genannte Begriffe bei der Nahrungsaufnahme wert. Essen soll nicht mehr nur schmecken, sondern auch ohne schlechtes Gewissen genossen werden können. 

Dieser Trend der gesunden und oft auch vegetarischen/veganen Ernährung wird sich auch 2020 im Außer-Haus-Markt weiterentwickeln und zu steigenden Ausgaben führen. Gastronomen sollten mehr fleischfreie Gerichte im Angebot haben, wobei das steigende Gesundheitsbewusstsein sich nicht nur auf Speisen sondern ebenfalls auf Getränke bezieht und Gastronomen somit eine neue Gelegenheit für höhere Umsätze bietet.

Über die npdgroup

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Quelle: CREST Konsumentenpanel der npdgroup, Fotos: Shutterstock, npdgroup, Intergastra