Das meistgebrauchte Wort auf den diesjährigen Gastro Startup Sessions? Inspiration! Dabei reicht der Begriff bei Weitem nicht aus, um das zweitägige Event-Highlight im Hamburger Restaurant Altes Mädchen zu beschreiben. Zum fünften Mal bot der Leaders Club Deutschland in der vergangenen Woche mit Netzwerken, Wissen und Wir-Gefühl dem Branchennachwuchs Hilfestellung und Rückenwind für den Start in die Selbständigkeit. 140 Teilnehmer, darunter viele junge Gründer und Alte Hasen aus der Gastronomie, nutzten die Chance, voneinander zu lernen und – ja, auch das! – miteinander zu feiern. Für die beiden Moderatoren Patrick Rüther und Tim Koch aus dem Leaders Club-Vorstand ist klar: Die Sessions sind raus aus den Startup-Schuhen – das Ding machen wir jetzt groß!
Gleiches gilt für Julian Stock, der sich im Auftrag des Bio-Händlers Alnatura über mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion Gedanken macht. Ebenso wie für die Köchin und Aktivistin Sophia Hoffmann, Autorin eines Buchs über Zero-Waste-Küche: Die Macher von morgen lassen keine Ausreden mehr gelten, warum Umweltschutz angeblich „nicht geht“ und gehen mit gutem Beispiel voran,
Sieben Sünden für Groß-Denker
Out-of-the-Box denken, Gewissheiten in Frage stellen, handeln statt immer nur reden: Die junge Gründergeneration fordert die erfahrenen Branchenprofis heraus und nimmt sie beim Wort. Die Gastro Startup Sessions liefern deshalb Input jenseits des allgegenwärtigen Konferenz-Mainstreams. Zum Beispiel Philipp Westermeyer, als Gründer des Mega-Events Online Marketing-Rockstars vielfach bewundertes Vorbild, wenn es darum geht, Branchentreffen „groß“ zu machen. Der noch dazu erklären kann, was die Sieben Todsünden mit erfolgreichen Kampagnen zu tun haben. Oder Social Media-Spezialist Markus Eckartz, schon knapp 50, aber mit seiner Agentur The Rocket Scientists dennoch ein virtuoser Spieler auf der Werbetastatur von Facebook und Instagram. Raketenwissenschaft? Für das Publikum seines Deep Dives bei den Sessions jetzt nicht mehr.
Der Mensch im Mittelpunkt
„Der Mindset der Jungen – er wird die Arbeitswelt verändern“, ist Patrick Rüther sicher. Die Idee von „New Work“, bei den Sessions vorgestellt von Valerija Schwarz vom Software-Dienstleister Gastromatic, bedeutet nachhaltigere, menschenfreundlichere und in der Regel auch leistungsstärkere Beziehungen zwischen Mitarbeitern in Teams und Unternehmen. „Das heißt auch: mehr Transparenz und Eigenverantwortung, flache Hierarchien, umfassendere Informationen für jeden einzelnen“, erklärt Tim Koch. „Eine Entwicklung, die wir als Leaders Club als einzigartige Chance begreifen und deshalb leben und fördern wollen.“ Auch wenn die ältere Generation dazu manchmal raus muss aus ihrer Komfortzone, wie Unternehmer Frank Klix ausführte: „Erfolg beginnt im Kopf: Wer führen will, muss sich zunächst einmal selbst kennen. Und dann beginnen, so zu kommunizieren, dass man ihn versteht. Nur dann haben Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Aufgaben eigenverantwortlich zu erfüllen.“
„New Sessions“
Gestandene Unternehmer können also sehr viel lernen von den Jungen – tatsächlich mindestens ebenso viel wie umgekehrt. „Das ist ein wichtiges Learning für uns“, sagt Koch. „Deshalb wollen wir die Veranstaltung im nächsten Jahr für alle Gastronomen öffnen. Aus den Startup Sessions werden ab 2021 Sessions für die ganze Branche. Denn wir alle können von diesem Treffen der Generationen nur profitieren.“
Über den Leaders Club
Der Leaders Club ist ein Netzwerk von Gastronomie-begeisterten Menschen und Unternehmen, das 2001 gegründet wurde und aktuell mehr als 320 Mitglieder aus 160 Unternehmen der Branche zählt. Ziel des Clubs ist es, Netzwerke zu bilden, Kompetenzen weiterzugeben und untereinander Hilfe anzubieten. Aktuelle Entwicklungen, neue Gründungen und innovative Gastro-Konzepte zu verfolgen und zu fördern, ist für die Mitglieder eine Herzensangelegenheit.
Alle Fotos: Henning Angerer
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.