Eine große FCSI Convention war angekündigt und es wurde ein fulminantes Event: Der Planer- und Beraterverband für Deutschland und Österreich lud seine Mitglieder, Förderer und Freunde in der vergangenen Woche nach Berlin – rund 140 Teilnehmer folgten der Einladung. Das Motto des viertägigen Programms versprach „Eine verrückte Welt in einer verrückten Stadt” – und das Versprechen wurde mit einem kompetent besetzten Fachkongress, einem „World Café”-Projektworkshop und spektakulären Abendveranstaltungen auf vielfältige Weise eingelöst. Die Mitgliederversammlung erteilte dem Vorstand den Auftrag, die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortzusetzen.
Keynotes, Interviews & Panels
Erneut verband der FCSI Deutschland-Österreich seine jährliche Mitgliederversammlung mit einer anspruchsvollen Konferenz, bei der im historischen „Clärchens Ballhaus“ die Zukunftsthemen der Branche mit Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen diskutiert wurden. Der „FSCI Stammtisch – special edition Berlin” versammelte Experten aus den Bereichen New Work, Gaming/E-Sports und Metaverse auf der Bühne, außerdem die Macher der gastronomischen Erfolgskonzepte Frea, Jasmin Suchy und Goldies, Vladislav Gachyn, sowie Markenstratege Maximilian Schulz. Sie analysierten in Keynotes, Interviews und Panels die Botschaften, die vor allem die junge Generation immer nachdrücklicher an die Hospitality sendet: mehr Mensch, mehr Community, mehr Kommunikation und Nachhaltigkeit sind die Schlüssel für künftige Erfolge.
Metaverse-Experte Charles Neuner nahm die Zuhörer mit ins Internet 3.0.
Endlose Spielwiese Metaverse im Internet 3.0
„Die Menschen gehen dorthin, wo sie ihre Freunde treffen und es ein Gefühl der Gemeinschaft gibt”, erklärte Charles Neuner, Teil des Team Metaverse Technologies bei PwC, London, den Zuhörern die für viele noch unbekannte Welt. „Die Art, wie man im Metaverse vielfältige Erfahrungen machen kann, fasziniert die Community. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist einfach exponentiell größer als in der analogen Welt: eine endlose Spielwiese, auf der man unterschiedlichste Dinge mit anderen Menschen erleben kann, ohne den Schreibtisch zu verlassen. Diese Verschmelzung der Welten ist das wirklich Spannende – auch für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen.”
„Die Art, wie man im Metaverse vielfältige Erfahrungen machen kann, fasziniert die Community.“
Mut wird belohnt
Henning Semrau unterstützt mit seiner Berliner Agentur Instinct 3 Unternehmen beim Influencer-Marketing in der Gaming-Szene. Er berichtete, wie das von ihm mitgegründete E-Sports-Team Eintracht Spandau nicht nur mit sportlicher Leistung, sondern auch mit zielgruppengerechtem Storytelling eine wachsende Fan-Gemeinde analog und digital begeistert: „Bei E-Sports-Events füllen bis zu 70.000 junge Leute ein Stadion, die den Teams beim Counter Strike Spielen zusehen”, nannte Semrau ein Beispiel für erfolgreiche Markenaktivierung in diesem Umfeld.
„Unser Kunde DHL positioniert sich hier als internationaler Logistikpartner, indem Paketboten Codes für virtuell gekaufte Produkte an die Kunden ausliefern. Das ist mutig für ein eher konservatives Unternehmen, trifft den Nerv der Zielgruppe und wird mit viel positivem Feedback belohnt: die Community bedankt sich buchstäblich bei den Werbetreibenden dafür, dass sie über E-Sports aktiv sind. Wo gibt es das sonst?”
Erklärten dem Publikum der FCSi Convention, wie die GenZ tickt: Nora Fleischhut und Henning Semrau.
Neues Mindset: der Mensch im Mittelpunkt
Eine solche Begeisterung auch bei Mitarbeitern auszulösen, ist ein Herzensanliegen für Nora Fleischhut. Die Expertin für New Work und Design Thinking mahnte ein „neues Mindset” an, bei dem der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. „Arbeit ist heute für die wenigsten Menschen etwas, das sie wirklich erfüllt und ihnen Energie gibt. Wir müssen Arbeit deshalb neu denken, damit wir am Abend aufrechter und gestärkter nach Hause gehen als wir am Morgen gekommen sind.” Alle drei Speaker waren sich einig, dass es darum gehe, Brücken zwischen den Welten zu bauen, durch mehr Austausch zwischen den Interessen, Neugierde zu wecken und die Zukunft zu gestalten. Die Gastronomie sei der perfekte Ort, Menschen zusammenzubringen und großartige Erlebnisse zu ermöglichen.
„Arbeit ist heute für die wenigsten Menschen etwas, das sie wirklich erfüllt und ihnen Energie gibt. Wir müssen Arbeit deshalb neu denken, damit wir am Abend aufrechter und gestärkter nach Hause gehen als wir am Morgen gekommen sind.“
Botschaften verbreiten sich digital
Am Nachmittag beeindruckten zwei junge Gastro-Unternehmer das Publikum mit ihrem Unternehmergeist. Jasmin Suchy führt mit dem veganen Zero Waste-Konzept Frea eines der nachhaltigsten Restaurants in Deutschland. Vladislav Gachyn verließ das Drei-Sterne-Restaurant Aqua, um Berlins einzigartige Pommesbude Goldies zu eröffnen. Authentizität und Transparenz gehören für beide zu ihrem Erfolgsrezept: „Wenn du über etwas sprichst, musst du es auch leben, ohne klischeehaft zu sein”, unterstrich Suchy den Anspruch, der gerade für Nachhaltigkeitsthemen heute mehr denn je gilt. „Ich muss mich damit identifizieren, was ich tue. So kann ich die Message am besten transportieren.” Die Außendarstellung via Social Media sei heutzutage unverzichtbar, ganz im Gegensatz zu Außenwerbung am Geschäft: „Das ist nicht mehr notwendig, wenn sich die Botschaft über das was und wie wir es tun, über Netzwerke wie Instagram und YouTube verbreitet.”
FCSI-Präsident Frank Wagner begrüßte die Teilnehmer des FCSI Convention in einer „verrückten Welt“
Führten durch den Fachkongress: Jan-Peter Wulf und Barbara Schindler
Fußabdruck in der Popkultur
Unverzichtbar für nachhaltigen Erfolg ist hingegen ein kompromissloser Qualitätsfokus, wie ihn Vladislav Gachyn formuliert: „Wir wollen schlechtes Essen gut machen!” Mit seinem Partner Kajo Hiesl ist er angetreten, ihre Erfahrungen aus der Sterneküche auf einfache Gerichte zu übertragen. Das gelingt so gut, dass vor seinen aktuell drei Goldies-Imbissen regelmäßig 40-60 Menschen Schlange stehen, um einen der berühmten „Smashburger” in den Händen zu halten. „Wir machen einfach jeden McDonald’s-Burger nach, nur in besser. Unser Ziel? Einen Fußabdruck in der Popkultur hinterlassen.”
Fachplaner Stephan Falke sprach mit Jasmin Suchy, Maximilian Schulz und Vladislav Gachyn darüber, wie sich die junge Generation mit authentischen Konzepten begeistern lässt.
Emotionalisierung funktioniert nur über Storytelling
Branding- und Kommunikationsexperte Max Schulz, Inhaber der Agentur Easton Hunter, ergänzte seine Erfahrungen als Schöpfer innovativer Barkonzepte und Storytelling-Events: „Es geht darum, Atmosphären zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen, um darin die passenden Produkte zu präsentieren. Jedes Produkt braucht eine wahrhafte Erzählung, die seine Grundwerte aufgreift und beim Konsumenten Gefühle auslöst. Emotionalisierung funktioniert nur über gute Geschichten.” Auch Bars arbeiteten zunehmend mit nachhaltigen Methoden, die bei Konzept-, Küchen- und Barplanung deshalb von Anfang an mitgedacht werden müssen, so der Experte.
„Wenn du über etwas sprichst, musst du es auch leben, ohne klischeehaft zu sein.“
Vorstand vollständig wiedergewählt
Die Jahreshauptversammlung des Planer- und Beraterverbands bestätigte die bisherigen Vorstände und Beiräte in ihren Ämtern. Frank Wagner bleibt Präsident, sein Vize ist Michael Neuner, die Kasse führt weiterhin Ruven Eichert. Unterstützt werden sie von den Beiräten Alexander Hofer (Marketing), Bettina von Massenbach (Presse & Öffentlichkeit), Pierre Nierhaus (New Business), Thomas Mertens (Digitales), Goetz Braake (Wissen & Bildung) und Christian Meissner als Ansprechpartner für die Professionellen Mitglieder. Die Interessen der Förderpartner vertreten auch in Zukunft Dietmar Krämer (Melitta) und Patrick Hoffmann (Meiko/Meiko Green). Als neuer Beirat wurde Jörg Holdenried für den Bereich Netzwerke & Verbände berufen.
Auf der FCSI Convention wurden Vorstand und Beiräte in ihren Ämtern bestätigt. Von links: Patrick Hoffmann, Dietmar Krämer, Goetz Braake, Bettina von Massenbach, Thomas Mertens, Alexander Hofer, Michael Neuner, Ruven Eichert, Jörg Holdenried, Christian Meissner, vorne: Frank Wagner. Pierre Nierhaus ist nicht abgebildet. Foto: Tim Oberstebrink FCSI, digital foodservice media
Mehr Sichtbarkeit, jüngeres Erscheinungsbild
Zu den auf der FCSI Convention vorgestellten strategischen Zielen der Vorstands- und Beiratsarbeit für das Jahr 2024 zählen unter anderem die Weiterentwicklung und Vereinheitlichung der Mitgliederstruktur und die Gewinnung vor allem jüngerer Professionals für den Verband – was unter anderem durch eine neue Werbe- und Kommunikationskampagne sowie ein frischeres Erscheinungsbild erreicht werden soll. Der Ausbau der Kooperationen mit der Deutschen Hotelakademie sowie den Hotelfachschulen in Hamburg und Heidelberg soll ebenso vorangetrieben werden wie die Reichweite und der Stellenwert von FCSI-Formaten, darunter der wöchentliche Online-Freitagstalk, der FCSI Stammtisch und lokale Netzwerktreffen. Die Digitalisierung der Hospitality-Branche unterstützt der FCSI darüber hinaus maßgeblich als einer der Initiatoren des neuen HOOSY-Zertifikats für HoReCa-Unternehmen.
Aktive Mitarbeit bei Projekten des Verbands stand im Fokus des zweiten Tags der FCSi Convention
Lebendige Verbandsarbeit
Über die zahlreichen verbandsinternen Projekte konnten sich die Mitglieder im Rahmen der Convention beim KoKoKo-World Café intensiv informieren und Input leisten. An zehn Tischen wurde jeweils ein Thema vorgestellt, zu dem die Teilnehmer sich austauschen und ihre Ideen einbringen durften.
„Das World Café ist ein interaktives Format, das die Menschen in Prozesse einbezieht und eine lebendige Verbandsarbeit ermöglicht”, erklärte Nora Fleischhut, die den FCSI seit zwei Jahren bei der Verbesserung von Kommunikation, Kollaboration und Kooperation (KoKoKo) begleitet. Diskutiert wurden unter anderem die Weiterentwicklung der verbandseigenen App, Beiträge zur Modernisierung der Ausbildung oder auch die Unterstützung von inklusiven Arbeitsplatzlösungen in der Hospitality-Industrie. „Es ist sehr viel Wertvolles zusammengekommen, das wir in die Vorstandsarbeit integrieren wollen, um den Verband stärker zu machen”, resümierte Initiator Goetz Braake zufrieden.
Fazit der FCSI Convention: Alles ist im Wandel
Abgerundet wurde das Conventionprogramm von Ausflügen in die Berliner Gastronomie, darunter die legendäre Bar Tausend und das Käfer Dachgartenrestaurant. Als besonderes Highlight bildeten ein Frühstück im „Kaisersaal” des ehemaligen Esplanade-Hotels, heute Teil des Restaurants Frederick’s, und ein Besuch im Manifesto Market den gelungenen Abschluss.
FCSI-Präsident Frank Wagner ist mehr als zufrieden mit der Convention 2023: „Die Veranstaltung war locker, abwechslungsreich und gut besucht. Es war wunderbar, so viele Menschen zu treffen und sich über die Zukunft auszutauschen! Die wichtigste Botschaft der Konferenz ist, dass alles im Wandel ist, dass es immer weitergeht und dass es für Essen und Trinken glücklicherweise immer noch keinen digitalen Ersatz gibt. Man muss dafür proakiv an Orte gehen und diese wollen wir als FCSI Deutschland-Österreich auch in Zukunft mitgestalten!”
Fotos: Marilou Linders, www.lindersco.com, Barbara Schindler
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.