Deutschlands Gastgeber blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. Wie der Dehoga-Bundesverband kürzlich mitteilte, setzten die Hotels und Restaurants in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr nominal 3,5 Prozent mehr um als 2017. Real bedeutet dies ein Plus von 1,3 Prozent. Damit befand sich die Branche zum neunten Mal in Folge auf solidem Wachstumskurs. Beflügelt wurde die Ausgeh- und Reiselust der Gäste durch die gute Konjunktur und das ausgezeichnete Sommerwetter. Im internationalen Vergleich punkten deutsche Betriebe außerdem mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mit der steigenden Nachfrage stellten die Gastronomen und Hoteliers nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit mehr Mitarbeiter ein: 1.094.703 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zählte die Branche im September 2018 – ein Plus von 1,8 Prozent beziehungsweise 19.700 Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahresmonat. Und ein neuer Rekordwert, der die Bedeutung des Gastgewerbes als Arbeitgeber einmal mehr unterstreicht. Insgesamt arbeiten in Deutschland rund 2,36 Mio. Menschen in der Branche. 54,2 Prozent der sozialversicherungspflichtig im Gastgewerbe Beschäftigten sind übrigens Frauen.
Internationale Branche
Insgesamt erzielten die 223.000 gastgewerblichen Unternehmen in Deutschland 2018 einen Jahresumsatz von 89,7 Mrd. Euro. Im Beherbergungsgewerbe stieg der Nettoumsatz in diesem Zeitraum nominal um 3,7 Prozent (real 1,6 Prozent) auf 32,1 Mrd. Euro. Die Erlöse von Restaurants, Cafés und Kneipen wuchs um nominal 3,5 Prozent (real 1,2 Prozent) auf 48,3 Mrd. Euro. Caterer und sonstige Verpflegungsdienstleister konnten ihren Nettoumsatz um nominal 2,9 Prozent (real 1,1 Prozent) auf 9,3 Mrd. Euro steigern.
33,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig im deutschen Gastgewerbe Beschäftigten sind nach Dehoga-Angaben ausländischer Herkunft und unterstreichen die Internationalität der Branche. Neben 361.000 Mitarbeitern mit Migrationshintergrund zählen dazu auch tausende Betriebsinhaber, die die deutsche Gastronomie mit kulinarischen Angeboten aus allen Ecken der Welt bereichern.
Mittelstand dominiert
Mit knapp 125.000 Betrieben gehört das Gros der deutschen Gastronomie immer noch zu den speisengeprägten Konzepten. Hier dominiert der Mittelstand mit seinen klassischen Familienbetrieben.
78,2 Prozent der Unternehmen kommen auf einen Jahresumsatz von jeweils unter 500.000 Euro, so die jährliche Strukturerhebung des Statistischen Bundesamtes.
Etwa 22 Prozent erreichen Erlöse über der Halbe-Million-Euro-Marke. Während sich die meisten Betriebe in Nordrhein-Westfalen befinden, erzielen Unternehmen in Berlin die höchsten Durchschnittserlöse.
Mit insgesamt sechs unterschiedlichen Ausbildungsberufen bietet das Gastgewerbe außerdem vielfältige Karrierechancen für junge Menschen und gehört mit rund 52.000 Azubis im Jahr 2018 nach wie vor zu den wichtigen Ausbildungsbranchen in Deutschland. Allerdings sind die Zahlen seit Jahren rückläufig. Als Gürnde hierfür sieht der Dehoga den anhaltenden Trend zum Studium und den demografischen Wandel.
Begeisterung beim Nachwuchs wecken
Am gefragtesten ist immer noch die Ausbildung zum Hotelfachmann/-frau mit gut 20.000 Azubis im vergangenen Jahr. Gefolgt von angehenden Köchen mit mehr als 18.000 Verträgen. Beide Berufe gehören zu den Top 20 der beliebtesten Ausbildungen in Deutschland. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels gehört die Begeisterung des Nachwuchses zu den wichtigsten Aufgaben der Branche, weiß auch der Dehoga und verweist auf den Stellenwert einer angemessenen tariflichen Vergütung, die 2018 bereits zum siebten Mal in Folge gestiegen ist und überdurchschnittliche Zuwächse verbucht.
IW-Studie: Bedeutung des Hotel- und Gaststättengewerbes in Deutschland
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat im Auftrag des Dehoga Bundesverbands in einer Studie die Bedeutung des Gastgewerbes für die deutsche Wirtschaft dokumentiert:
- Mit einer Wertschöpfung von 84,6 Mrd. Euro (2016) bewegt sich das Gastgewerbe in Deutschland auf dem Niveau der Chemischen Industrie. Die Bruttowertschöpfung der Branche ist in den Jahren 2010-2016 dynamischer gewachsen als die Gesamtwirtschaft. Über Einkäufe von Vorprodukten im Wert von 38 Mrd. Euro ist das Gastgewerbe außerdem für andere Branchen ein wichtiger Absatzmarkt.
- Hotellerie und Gastronomie tragen insbesondere in ländlichen Regionen überdurchschnittlich zur Beschäftigung bei und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des Ziels gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land.
- Der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Produktionswert (Umsatz) beträgt 33,7 Prozent und liegt damit deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 28,6 Prozent. Die Produktivität ist hingegen mit 22,80 Euro Bruttowertschöpfung je Arbeitsstunde deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft.
- Mit einer großen Vielfalt an Anforderungsprofilen stellt das Gastgewerbe Arbeitsplätze für alle Qualifikationsgruppen bereit und bietet auch Beschäftigten mit gebrochener Bildungshistorie Perspektiven.
- Als eine der wenigen Branchen ist das Gastgewerbe in fast allen Regionen Deutschlands vertreten und somit ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens. Betriebe der Hotellerie und Gastronomie leisten einen bedeutenden Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Attraktivität von Regionen.
- Mit einem Gründungsanteil von 8,2 Prozent liegt das Gastgewerbe auf Rang sechs aller Branchen in Deutschland, die Gastronomie bringt es sogar auf 9 Prozent. Das Beherbergungsgewerbe und die Systemgastronomie gehören außerdem zu den am stärksten digitalisierten Branchen in Deutschland.
Die komplette Studie kann in einer Kurz- und einer Langfassung unter www.dehoga.de heruntergeladen werden.
Alle Grafiken: Dehoga Bundesverband
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.