Die reduzierte Ausstellerzahl war kaum zu spüren: In Köln setzte in dieser Woche die 36. Ausgabe der Anuga Maßstäbe, wie auch in Pandemiezeiten Großmessen unter herausfordernden Bedingungen stattfinden können. Trotz andauernder Einschränkungen bei der Reisefreiheit kamen laut Koelnmesse mehr als 70.000 Besucher aus 169 Ländern, um sich bei den mehr als 4.600 Ausstellern aus 98 Nationen über die neuesten Entwicklungen in der Welt der Lebensmittel und Getränke zu informieren.
„Wir freuen uns sehr über dieses Ergebnis. Dies unterstreicht die globale Bedeutung der Anuga und das Vertrauen, das uns als Messegesellschaft entgegengebracht wird“, erklärt Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH. „Auch der hybride Ansatz hat sehr gut funktioniert und fand großen Zuspruch. Mit der Anuga @home konnten wir vor allem denjenigen, die nicht zur Messe reisen konnten, eine gute Möglichkeit bieten, sich über Fachthemen zu informieren und intensives Networking zu betreiben.“ Auch Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes, zeigte sich zufrieden: „Die Anuga 2021 vermittelte eine starke und wichtige Aufbruchstimmung sowohl für die Messewirtschaft wie auch für das Gastgewerbe.“
Anuga-Fundstücke für die Gastronomie:
Kaffeebohnen in der Mehrwegflasche
Aus der Vielzahl der gezeigten Neuheiten einzelne herauszugreifen, fällt schwer. Zu den originellen Fundstücken gehört unter anderem der Kaffee in der Flasche aus der Siegburger Kaffee-Rösterei „Cofi Loco“. Inhaber Uwe Prommer präsentierte mit frisch geröstetem Bio-Kaffee in umweltschonenden Mehrweg-Flaschen mit Aromadeckel auf der Anuga eine Weltneuheit. Die Premium-Manufaktur aus dem Rheinland röstet und veredelt seit 2015 in traditionellem Verfahren 100 % biozertifizierte und fair gehandelte Bohnen.
Mehrweg-Glasflaschen statt Verpackungsmüll aus Aluminium und Plastik
Prommers Ziel: eine Alternative zu den herkömmlichen Verpackungen aus Aluminium und Plastik zu entwickeln – und dennoch das Kaffee-Aroma zu erhalten. Mit der Einführung einer braunen Mehrwegflasche und nochmals verbessertem Aromasiegel bietet Cofi Loco zur Anuga dabei jetzt sogar noch mehr Aromaschutz.
Deckel reguliert das Aroma der reifenden Bohne in der Flasche
Alleinstellungsmerkmal der Glasflasche ist der innovativ konstruierte Aromadeckel, den Cofi Loco als Gebrauchsmuster geschützt hat. Der Kaffee wird direkt nach der Röstung in die Flaschen gefüllt und mit dem Aromadeckel verschlossen. Der bei der weiteren Reifung der Bohnen in der Flasche entstehende Druck entweicht schonend durch einen perforierten Filter im Deckel. Durch dieses Verfahren bleibt das volle Aroma in der Flasche. Werden die Glasflaschen im Kühlschrank gelagert, konservieren Kälte und Dunkelheit das Aroma zusätzlich.
Erste Barista-Milchalternative aus Hanf
Das Stuttgarter Startup „The Hempany“ zeigte in Köln Deutschlands ersten Milchersatz auf der Basis von Hanfsamen. Die Bio-Hanfsamen stammen aus Europa und werden in Deutschland verarbeitet. Durch sein schnelles Wachstum bindet Hanf doppelt so viel CO2 wie Bäume und verbessert gleichzeitig die Bodenqualität. „Das macht Hanf zu einem klimafreundlichen Produkt“, erklären die vier Gründer.
Mild nussiger Geschmack
In ihrer „Hanf-Milck“ hemi stecken die mehrfach ungesättigte Fettsäuren Omega 3 und 6, sie ist außerdem frei von Inhaltsstoffen, die mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten kollidieren, wie Soja, Laktose und Gluten. Der Geschmack? Nicht ganz wie Milch, dafür mild nussig.
In der zuckerfreien Version enthält sie außerdem keine Kohlenhydrate und wenig Kalorien. Neu im Messegepäck hatte The Hempany eine Baristamilch mit besonderen Schäumeigenschaften. Auch für sie werden ausschließlich biologisch angebaute Hanfsamen aus Europa und weitere biologische Zutaten verwendet. So sind beispielsweise, anders wie bei anderen Barista Versionen, keine Phosphate enthalten.
Healthy statt high die Gastronomie erobern
Ebenfalls nicht enthalten sind Canabinoide wie CBD und THC. „Unser Motto lautet ‚healthy statt high'“, sagt Co-Gründerin Laura Rothgang. Mit diesem Anspruch will The Hempany mit ihrer hemi Barista die Gastronomieszene erobern.
Eiswürfel mit cooler Füllung
Ein echter Hingucker bei Anlässen wie Empfängen, Tagungen, Hochzeiten Jubiläen und Events sind die AlpCubes: glasklare Eiswürfel aus Allgäuer Bergwasser mit frischen handverlesenen Früchten, Kräutern oder Blüten. Diese eignen sich zum Veredeln von Aperitifs, Longdrinks, Eistee, Säften und Limonaden.
Spezielle Gefriertechnologie
Erfinder Günther Schmieder produziert sie mit 100 Prozent Ökostrom unter bestmöglichen hygienischen Bedingungen im Luftkurort Weitnau im Allgäu mit einer speziell entwickelten Gefriertechnologie. Dadurch erhalten die Eiswürfel eine sehr hohe Dichte, tauen langsamer auf und halten so viel länger als herkömmliche Eiswürfel. Das Wasser wird ohne jeden chemischen Zusatz aus dem eiszeitlichen Grundwasservorkommen aus 27 Metern Tiefe gefördert und regelmäßig chemischen und biologischen Untersuchungen unterzogen. Zusätzlich wird das Wasser durch einen hauseigenen Wasserfilter geleitet, um eventuelle Schadstoffe zu beseitigen.
Anuga Horizon 2022
Im nächsten Jahr bringt die neue Anuga HORIZON vom 6. bis 8. September 2022 Food-Akteure, Technologietreiber und Game Changer auf einer gemeinsamen Plattform zusammen, um den Wandel aktiv zu gestalten. Interdisziplinär, kollaborativ und interaktiv versteht sich die Anuga HORIZON als die Innovationsplattform für branchenübergreifende Zusammenarbeit, Vernetzung und Kooperation in der Lebensmittelbranche. In drei spannenden Bereichen vereint die Anuga HORIZON Exhibition, Conference und Experience und will für einen optimal Mix aus anwendungsbezogenem Wissen, disruptiven Lösungsansätzen sowie fachlicher Diskussion sorgen.
Fotos: Anuga, Unternehmen
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.