„Egal, welchen Nachhaltigkeits- oder gesundheitlichen Vorteil ein Produkt bietet – der Geschmack ist und bleibt für den Verbraucher das wesentliche Kriterium!“ In dieser Einschätzung waren sich die Protagonisten auf der Bühne im Berline Kunstgewerbemuseum einig. Dabei ist der Trend zu mehr Bewusstsein für die Folgen unseres Konsums, sowohl für die eigene Gesundheit wie auch für die Umwelt und Gesellschaft, nicht mehr wegzudiskutieren. „Bio und vegan sind keine Nischen mehr, sondern zunehmend auf dem Weg in den Massenmarkt“, stellte Steffen Kellner, Managing Partner bei Ignore Gravity, vorab fest. „Hinzu kommt das Bedürnfnis nach Convenience – jederzeit und überall.“
Startups sind schnell und flexibel
Wie es Startups trotz der Übermacht der fünf großen Lebensmittelhändler in Deutschland gelingen kann, ihre Produkte im Supermarkt zu platzieren, erklärte Marcel Vogler, Junior Partner beim Finanzinvestor ‚Freigeist‚, der unter anderem an sieben Food-Startups beteiligt ist. „Händler und Industrie verstehen sich momentan immer schlechter. Der Vorteil des jungen Unternehmen ist ihre Flexibilität. Wenn Kaufland beispielsweise Unilever-Produkte auslistet, wird Regalfläche frei. Wer schnell ist, kann die Lücke füllen und hat einen Fuß in der Tür.“ Ein weiteres Plus von Startups sei, dass sie alle über eine spannende Gründerstory verfügen, die erzählt werden sollte. Freigeist arbeitet zurzeit bevorzugt mit Micro-Influencern mit bis zu 10.000 Followern. „Diese Strategie ist sehr erfolgreich“, so Vogler.
Ob Food-Startups den stationären Handel überhaupt brauchen, darüber diskutierten Online-Händler Jens Drubel (AllyouneedFresh), Clément Tischer (Metro/NX Food) und Chanyu Xu, Gründerin des Startups ONO Labs, mit Moderator Max Thinius, wobei Chanyu Xu die schlechten Margen für Startup-Produkte im LEH beklagte. „Man darf uns nicht behandeln wie die Großindustrie.“ Clément Tischer gab dagegen zu bedenken, dass es rein über den Online-Handel schwierig sei, eine breite Zielgruppe zu erreichen. Man müsse unterscheiden zwischen funktionalen Produkten, die auch online ihre Käufer finden, und emotionalen, deren Vermarktung im Handel mit seinen Möglichkeiten, sie auch in die Hand zu nehmen, besser gelinge. „Auch für uns geht es darum, spannende, nicht austauschbare Produkte im Regal zu haben“, betonte Drubel.
Proteine aus Insekten und Pilzen
Wie die Zustellung auf der letzten Meile dank ausgeklügelter Logistik funktionieren kann, das erklärte Katharina Pellmann von DHL. Das Unternehmen sieht sich inzwischen als Lebensmittelunternehmer und hat sich auf den wachsenden Markt des Frischeversands eingestellt.
Umdenken in der Landwirtschaft
Ein Umdenken forderte zum Abschluss auch Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Landwirt und Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft in einem packenden Vortrag. Er machte ganz klar: So wie die Landwirtschaft heute praktiziert wird, kann es nicht weitergehen. „Wir können mit dem Wandel nicht warten, bis auch der letzte Verbraucher bereit ist, für Bio mehr Geld zu bezahlen!“
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.