Mit ihrem Start-up Flavoury nehmen die Gründerinnen Nataša Schulte zur Hausen und Simone Maluck die Food-Branche buchstäblich aufs Korn: Denn in ihren kreativen, handwerklich aus frischen Zutaten hergestellten Gerichten spielt das Ur-Korn eine große Rolle. Auf Basis der deutlich gesünderen Alternative zu weißem Reis und Nudeln servieren die Freundinnen farbenfrohe Schüsselgerichte, ergänzt von herzhaften Hot Pots, armonenstarken Dips und zuckerfreien Desserts. Das erklärte Ziel lautet: eine neue Art von Ready-to-Eat-Feinkost zu etablieren – hochwertig und unverfälscht. Nach der herausfordernden Startphase während der Corona-Lockdowns ist das junge Münchner Unternehmen nun bereit für den nächsten Wachstumsschritt.

Arbeit an den Rezepturen
Doch aus der Idee, als Zulieferer von hochwertigen, größtenteils veganen und vegetarischen Offerten für Caterer oder sogar mit einem eigenen Laden durchzustarten, wurde Corona-bedingt erst einmal nichts. „Wir hatten eine Küche und einen Koch – aber keine Kunden“, berichtet Schulte zur Hausen. Doch Not macht erfinderisch und so arbeitete das Team nicht nur an den ausgefeilten, von zahlreichen Auslandsaufenthalten der Gründerinnen inspirierten Rezepturen, sondern nutzte auch jede Gelegenheit, diese an den Mann oder die Frau zu bringen.
Im Einklang mit aktuellen Verbraucherwünschen
„Wir standen mit einem Bulli, darin die Gerichte in Kühlboxen, in Hinterhöfen und auf Wochenmärkten und haben verkauft“, erzählt Schulte zur Hausen. „Überall kamen wir hervorragend an!“ Kein Wunder, erfüllt Flavoury doch fast alle aktuellen Verbraucherwünsche: überwiegend fleischfrei oder -arm, authentisch und echt, frisch und sauber und dabei deutlich gesünder als beispielsweise Bowls mit Reis. „Weißer Reis enthält keine Nährstoffe und vergrößert das Risiko für Diabetes“, erläutert die Gründerin. „Dank Ur-Korn und viel frischem Gemüse sind unsere Speisen deutlich nahrhafter, sie machen lange satt ohne zu belasten, liefern Ballaststoffe und Spurenelemente.“ Wenn Fleisch und Fisch zum Einsatz kommen, dann immer in Bio-Qualität und aus der Region. Das wahre Erfolgsgeheimnis von Flavoury ist jedoch der Geschmack: „Jede Sauce, jede Gewürzmischung machen wir selbst“, verspricht Schulte zur Hausen. „Der Körper merkt, ob ein Lebensmittel echt ist oder nicht.“
Wir wollen die Marke Flavoury als den Grain- und Geschmacksexperten für vegane und vegetarische Gerichte etablieren.
Bunte Farben, originelles Wording
Von „Bowls“ spricht Schulte zur Hausen deshalb gar nicht so gerne: „Anders als die üblichen Schüsselgerichte sind unsere Rezepturen nicht nur ein Nebeneinander von Einzelkomponenten, sondern wirklich harmonisch als Gesamtidee konzipiert.“ Zudem machen sie nicht nur mit farbenfroher Optik, sondern auch mit aufmerksamkeitsstarkem Wording Appetit: So lockt beispielsweise das „Chicken Same Same But Delicious“ mit Einkorn und Roter Linse als Basis für ein im eigenen Saft gegartes regionales Huhn mit Broccoli und Zitronenmelisse, hausgemachtem Tandoorigewürz und Buttermilchdressing. Oder das vegane „Blütengemüse Giggling Cheer“ aus geröstetem Blumenkohl, Kichererbsen, Dinkel und Portobello-Pilzen mit Dill, Petersilie und Cashews in Balsamicodressing. Portionen zwischen 350 und 400 Gramm kosten circa 14 Euro. „Obwohl ich wirklich gerne esse, schaffe ich eine Portion nicht auf einmal“, verrät Nataša Schulte zur Hausen. „Aber natürlich darf jeder so viel bestellen wie er möchte.“
Viel Potenzial in allen Kanälen
Inzwischen hat Flavoury fünf feste und vier freie Mitarbeiter und auf verschiedenen Vertriebswegen seinen Proof of Concept absolviert – unter anderem in zehn Eigenregie-Filialen von Edeka im Raum München. „Dort fanden die to-go-Gerichte ohne jegliche Werbung rasanten Absatz“, sagt Schulte zur Hausen. Allerdings erwies sich die Einzelbelieferung der Filialen als zu aufwändig. „Deshalb pausiert die Zusammenarbeit zurzeit. Wenn wir eine zentrale Distribution erreichen können, sehen wir in diesem Kanal aber weiterhin viel Potenzial.“ Auch die Kunden von Knuspr in München können Flavoury bereits bestellen. Hier ist die Logistik dank zwei- bis dreimalwöchentlicher Belieferung für das Start-up einfacher zu handeln.

Europäische Metropolen im Visier
Im eigenen Online-Shop oder als Teil des Angebots großer Caterer können Kunden die Kreationen künftig ebenfalls ordern. Bei allem in den vergangenen Jahren durch harte Arbeit Erreichten wissen die beiden Gründerinnen, dass sie für weiteres Wachstum strategische Investoren brauchen, die bei der Skalierung helfen. Denn sie haben ehrgeizige Ziele: Irgendwann soll Flavoury in den Metropolen Europas ernährungsbewusste Menschen satt und glücklich machen. „Dazu wollen wir die Marke als den Grain- und Geschmacksexperten für vegane und vegetarische Gerichte etablieren“, kündigt Schulte zur Hausen an. Vor allem die Bekanntheit bei den Endkonsumenten wollen sie und Maluck in den kommenden Monaten ausbauen.
Unter anderem ist auch der Traum vom eigenen Feinkostgeschäft noch längst nicht ausgeträumt. „Das könnte ein modernes Hybrid-Konzept mit Theke, to-go-Angeboten und Merchandise sein“, kommentiert Schulte zur Hausen. Auch als Lieferant für die Gastronomie sehen die Unternehmerinnen ihr Konzept in Zukunft: „Die großen Brauhäuser hinken bei veganen und vegetarischen Offerten immer noch weit hinterher. Hier können wir Lösungen anbieten, die die Gäste wirklich begeistern.“
Urkorn: die Kraft alter Getreidesorten
Urkorn bezeichnet ursprüngliche, wenig oder gar nicht gezüchtete Getreidesorten, die seit Jahrtausenden unverändert angebaut werden. Dazu gehören beispielsweise Dinkel, Emmer, Einkorn, Khorasan-Weizen (Kamut) und Waldstaudenroggen. Diese alten Sorten wurden nicht so stark auf Ertrag optimiert wie moderne Weizensorten und enthalten oft mehr Nährstoffe.
Urkorn gilt als gesünder, weil es:
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Mehr Nährstoffe enthält
- Höherer Gehalt an Vitaminen (B-Vitamine, Vitamin E)
- Mehr Mineralstoffe (Magnesium, Zink, Eisen, Kalium)
- Mehr sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien
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Mehr Ballaststoffe liefert
- Fördert eine gesunde Verdauung
- Sorgt für längere Sättigung
- Kann den Blutzuckerspiegel stabilisieren
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Bessere Proteinzusammensetzung hat
- Enthält oft mehr Eiweiß als moderne Getreide
- Enthält andere Glutenarten, die einige Menschen besser vertragen
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Weniger stark verarbeitet ist
- Wird meist in Vollkornform verwendet
- Enthält mehr natürliche Inhaltsstoffe
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Oft bekömmlicher ist
- Manche Menschen mit moderner Weizenunverträglichkeit vertragen Urgetreide besser


Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.