Kantine, das geht auch anders als auf die herkömmliche Art: Jan Dinter und Oliver Meiser haben ein Konzept für eine Online-Kantine entwickelt, bei der die Mitarbeiter ihr Essen aus einem vielfältigen Menü individuell bestellen können. Mit Flexibilität, schmalen Kosten und einem attraktiven Angebot wollen die Gründer und Geschäftsführer von „we celebrate:“ die Mitarbeiterverpflegung revolutionieren. Denn gerade in Corona-Zeiten stellen viele Arbeitgeber die Sinnhaftigkeit ihrer Betriebsrestaurants in Frage, sollten in Zukunft mehr Mitarbeiter im Home Office arbeiten. Die „Online-Kantine“ soll die Lücke schließen.
„Unsere Mission war es immer schon, ‚geiles‘ Essen mobil zu machen“, erklärt Dinter, wie das Unternehmer-Duo auf die Idee kam, maßgeschneiderte Cateringslösungen auch für die Mitarbeiterverpflegung anzubieten. Vor rund acht Jahren starteten die beiden gastronomischen Quereinsteiger als „Burrito Bande“ mit einem Food Truck und leisteten Pionierarbeit für die Street Food-Szene. Inzwischen becatern sie deutschlandweit mit ihren 14 Trucks rund 500 Events pro Jahr. „Immer wieder übernehmen wir auch für Unternehmen, in denen beispielsweise die Kantine umgebaut wird oder ein Wasserschaden behoben werden muss, mit unseren flexibel einsetzbaren Trucks die Interims-Versorgung.“ Das tolle Feedback ermutigte sie, in diese Richtung weiterzudenken: „Und zwar komplett neu, wie es unsere Art ist“, sagt Dinter. „Nur so können wir uns zwischen den etablierten großen und mittleren Contract Caterern nachhaltig durchsetzen.“
30 Gerichte aus drei Food-Welten
Richtig Schwung bekam die Idee, als mit der Corona-Pandemie rund 80 Prozent des Catering-Umsatzes von we celebrate: wegbrachen. Dinter und Meiser holten die Pläne aus der Schublade und entwickelten ein kulinarisches und logistisches Konzept, mit dem sie die Mitarbeiter von inzwischen zehn Unternehmen in und um Frankfurt flexibel versorgen. Diese bestellen am Vortag auf einer Website ihr Wunschgericht aus einem wechselnden Angebot von demnächst 30 Gerichten. Drei Food-Welten stehen zur Auswahl: „Fonte di Vita“ (italienisch), „Lebensglück“ (regional) und „Zest for Life“ (asiatisch-internationale Fusion).
Das kulinarische Spektrum ist damit deutlich größer als bei den meisten Betriebsrestaurants. Um den Aufwand überschaubar zu halten, setzt we celebrate: auf eine ausgeklügelte und konsequent umgesetzte Komponentenküche, bei der möglichst wenige Zutaten immer wieder neu kombiniert und interpretiert werden. Vieles wird vorproduziert, tiefgekühlt und ist bei Bedarf punktgenau einsetzbar. Digitale Technik hilft bei der Auswertung von Renner- und Penner-Gerichten. Die Speisekarte wird so ständig überprüft und an die Wünsche der Kunden angepasst – „in Zukunft sogar individuell auf einzelne Unternehmen“, stellt Dinter in Aussicht.
„Die Resonanz ist enorm. Sie reicht von mittelständischen und großen Unternehmen bis zu Kanzleien, die unsere Online-Kantine außerhalb der gewohnten Speisezeiten nutzen wollen. Das bestätigt, dass wir mit ‚eurekantine.de‘ eine zeitgemäße und konkurrenzlos flexible Lösung für einen veränderten Markt bieten.“
Grundbetrag pro Mitarbeiter
Mit zum Start zwei Kühltransportern liefert die Online-Kantine die Speisen am nächsten Tag bis 12 Uhr im Mehrweggeschirr kalt an. Die Kunden müssen sie nur noch in der Mikrowelle aufwärmen. Das gebrauchte Mehrweggeschirr nimmt der Lieferdienst am Folgetag wieder mit. Pro Gericht sind zwischen 7 und 10 Euro fällig – ein Betrag, den die Arbeitgeber in der Regel bezuschussen. Das Unternehmen zahlt außerdem für jeden Mitarbeiter einen monatlichen Grundbetrag von 15 Euro, um die Kosten für die Logistik und das Mehrwegsystem abzudecken. „Das ermöglicht es uns, den Preis für das Essen tatsächlich in den Wareneinsatz und die Qualität zu investieren“, erläutert Dinter. Die Pflicht zu bestellen oder einen Mindestumsatz gibt es nicht: Die Mitarbeiter entscheiden individuell, ob sie ordern und wann sie essen.
Zielgruppe der Online-Kantine sind alle Unternehmen mit 15 bis 1.000 Mitarbeitern, für die es sich aus welchen Gründen auch immer nicht rechnet, ein eigenes Betriebsrestaurant zu unterhalten. „Verglichen mit den Kosten, den Investitionen, dem Raumbedarf und sonstigem Aufwand für eine eigene Kantine sind die Beträge bei uns wirklich überschaubar“, betont Dinter. „Und wer sich irgendwann umentscheidet, muss auch nicht mit einer langen Restvertragslaufzeit leben.“
Sie gehen gerne neue Wege: Gestartet als „Burrito Bande“, führen Jan Dinter (l.) und Oliver Meiser inzwischen den größten Food-Truck-Caterer Europas. Jetzt wollen sie die Betriebsgastronomie mit ihrer Online-Kantine bereichern. Alle Fotos: we celebrate:
Corona beschleunigt Veränderung
Die Corona-Pandemie beschleunigt aus Dinters Sicht die gewaltigen Veränderungsprozesse in der Betriebsgastronomie. „Alles wird flexibler, digitaler, nachhaltiger – das vergrößert den Markt für uns. Die Mitarbeiter wünschen sich gesundes, leckeres Essen, klimafreundlich, ohne Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll“, sind die Unternehmer überzeugt. Die Online-Kantine ist eine der ersten in Deutschland, die mit Mehrweggeschirr des Startups Vytal arbeitet. Die Zutaten stammen bevorzugt aus saisonalem Anbau. Das Angebot beinhaltet täglich auch vegetarische und vegane Optionen. „Aber natürlich kommen wir um die Klassiker der Betriebsverpflegung – Currywurst und Schnitzel – nicht herum“, sagt Dinter. „Wenn ein Unternehmen seinen traditionellen Burger-Tag beibehalten will, kriegen wir das auch hin!“
Wenn sich die Lage nach Corona wieder normalisiert, soll die Online-Kantine ein wichtiges Wachstumsfeld für we celebrate: darstellen. „Aktuell sind wir im Umkreis von 50 km rund um Frankfurt aktiv“, berichtet Dinter. Bis Ende 2021 will man innerhalb dieses Radius‘ 4.000 Essen pro Woche ausliefern. Neue Kunden werden vor allem im räumlichen Umfeld bestehender akquiriert, um die Wege möglichst kurz zu halten. „Denkbar wäre auch, in anderen Teilen Deutschlands mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der schon bundesweit Standorte hat und das bewährte Konzept übernimmt.“
Und wenn nun der Total-Lockdown die große Mehrheit der Mitarbeiter ins Home Office zwingt? „Dann wird das die Online-Kantine allenfalls ausbremsen, aber die Idee nicht scheitern lassen“, kommentiert Dinter und befürwortet strengere Regeln: „Nur, wenn wir jetzt konsequent handeln, hat die Gastronomie eine Chance auf ein einigermaßen normales Sommergeschäft. Das ist das Opfer wert.“
we celebrate:
In die Konzeptentwicklung der Online-Kantine „eurekantine.de” ist die Erfahrung von „we celebrate:“ aus mehr als 2.000 Caterings mit weit über einer halben Million Gästen eingeflossen. Das 2013 von Jan Dinter und Oliver Meiser gegründete Unternehmen mit 90 Mitarbeitern ist Europas größter Foodtruck-Caterer und in den Bereichen Event- und Messecatering, Betriebsgastronomie und Roadshows tätig. Für Jan Dinter ist die Online-Kantine die perfekte Lösung für Unternehmen, die gerne eine Kantine hätten, aber räumlich keinen Platz dafür haben. Aber auch für Unternehmen auf der Suche nach Alternativen für ihre stationäre Kantine, die sich nicht mehr rechnet oder die künftig Arbeit, Office und Raum anders denken wollen. „Die Resonanz ist enorm. Sie reicht von mittelständischen und großen Unternehmen bis zu Kanzleien, die unsere Online-Kantine außerhalb der gewohnten Speisezeiten nutzen wollen. Das bestätigt, dass wir mit ‚eurekantine.de‘ eine zeitgemäße und konkurrenzlos flexible Lösung für einen veränderten Markt bieten.“
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.
Mein Mann hat ein kleines Unternehmen. Ich wusste aber nicht, dass die Corona-Pandemie gewaltige Veränderungsprozesse in der Betriebsgastronomie hervorgerufen hat. Ich werde meinem Mann davon berichten, sodass er darüber nachdenken kann eventuell auch eine Betriebsverpflegung zu arrangieren.
Liebe Frau Hayder, schön, dass mein Artikel Ihnen ein paar gute Ideen geliefert hat! Herzliche Grüße aus Frankfurt nach Österreich! Barbara Schindler