Ein KI-gestütztes Restaurant in Frankfurt, müllvermindernde vegane Gastronomie und arabische Fusionsküche in Berlin, ein Familienkonzept mit eigener Fleischtheke in Krefeld, mexikanisches Urlaubsfeeling in München sowie regionales Slow Food in Wien: Die Liste der Nominierten für den diesjährigen Leaders Club Award kann sich wieder einmal sehen lassen. Dahinter stehen große Namen der Branche wie James und David Ardinast, Frank Klix, die Familie Hirschberger und Sophia Hoffmann. Aber auch Gastro-Newcomer Ribal Sibaee vom 963 in Berlin und Küchenchef Elihay Berliner mit seinem C.O.P. in Wien dürfen sich berechtigte Hoffnung auf die begehrte Auszeichnung machen, über die am 10. November in Bremen vom anwesenden Fachpublikum entschieden wird. Der Gewinner vertritt anschließend Deutschland und Österreich beim internationalen Leaders Club Award.

Der seit 2002 in Deutschland verliehene Leaders Club Award zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für innovative und zukunftsweisende Gastronomie in Deutschland. Zahlreiche renommierte und erfolgreiche Formate wie das „East”-Hotel oder die „Bullerei” in Hamburg, die „Markthalle 9” in Berlin, Heiner Raschhofers „Soulkitchen” in Österreich oder der Sieger des vergangenen Jahres, das bahnbrechende „Eatrenalin” im Europa-Park, sind stolz darauf, sich mit der goldenen Palme schmücken zu dürfen. Aus den jeweils nominierten sechs Konzepten, die noch keine zwei Jahre am Markt sind, wählt das geladene Fachpublikum die Gewinner aus, die dann die goldene, silberne und bronzene Palme in Empfang nehmen.

leaders club award

Folgende sechs Konzepte sind für den Leaders Club Award 2023 nominiert:

963, Berlin

+963, das ist die internationale Telefonvorwahl von Syrien, dem Heimatland der Vorfahren des gebürtigen US-Amerikaners Ribal Sibaee. In seinem im Februar 2023 eröffneten Restaurant gleichen Namens in Charlottenburg vereint der weit gereiste Marketing-Experte und Neu-Gastronom das Beste aus der Levante-Küche zu einem internationalen Miteinander. Hierzu werden die traditionellen Gerichte der Levante immer wieder neu auf kreative Weise interpretiert und zu einer außergewöhnlichen Dining Experience kombiniert. Das modern designte Konzept mit 42 Sitzplätzen gehorcht Ribals Sibaees Überzeugung, dass Essen die Kraft hat, Grenzen zu überwinden und Menschen zusammenzubringen. Die große Auswahl an großzügig portionierten kalten und warmen Startern im Mezze-Stil lädt zum Teilen ein. Zu den Hauptgerichten zählen mit „Mama’s Fingerburner” Lieblingsspeisen aus Ribals Kindheit ebenso wie pazifisch inspirierte CHICKN Bowl. Der Durchschnittsbon erreicht 30 Euro, fünf Mitarbeiter unterstützen Sibaee beim täglichen Geschäft. Und der hat noch viel vor: +963 soll zum internationalen Synonym für höchste Standards qualitativer Innovation und kultureller Wertschätzung werden.

The Byte, Frankfurt

Deutschlands erstes KI-Restaurant feierte im Mai als Pop-up-Format anlässlich der S-O-U-P-Konferenz zur Zukunft der Stadt in Frankfurt Premiere. Im „The Byte” lud die virtuelle Gastgeberin „Ambrosia” drei Abende lang zu einem Fünf-Gänge-Menü ein, dessen Gerichte und Rezepturen durch ChatGPT und andere Künstliche Intelligenz-Programme erstellt und vom Team der IMA-Clique um James und David Ardinast in Kooperation mit dem AI Hub Frankfurt im Restaurant Stanley umgesetzt worden waren. Auch die Musik, Cocktails wie der „Frankfurt Sour” (Calvados, Zitronensaft, Zuckersirup, Rotwein) oder „Der Main” (Wodka, Blue Curacao, Ananassaft, Grenadine), selbst die Bilder an den Wänden wurden von KI erdacht. Aus der Vorgabe, Frankfurter Traditionsgerichte mit internationalen Einflüssen zu kombinieren, entwickelte Ambrosia Vorschläge wie Handkäs’ Mousse an Rote Bete und Sauerteigbrot, Grüne Soße Next Level mit Panko-Ei, Rindscurrywurst oder den Frankfurt Cheesecake mit Apfelweingelee und Hafer-Pekannuss-Cumble. Serviert wurde das Ganze von entspannten, durch die Technologie entlasteten Menschen. 80 Prozent der Rezepte waren nach Auskunft der Macher*innen brauchbar. Damit stellt The Byte Fragen an die Zukunft der Gastronomie und gibt einige interessante Antworten. Eine Neuauflage ist bereits in Planung.

C.O.P., Wien

All eyes on the product – konsequenter als im Restaurant C.O.P. kann man diesen Anspruch kaum umsetzen: Die Abkürzung für „Collection of Produce” steht für eine ehrliche Küche aus sorgfältig kuratierten, frischen und nachhaltig erzeugten Zutaten. Für saisonales Slow Food auf höchstem Niveau und den emotionalen Touch sorgen im Ende 2022 gestarteten Projekt von Küchenchef Elihay Berliner herzhafte, leichte Gerichte mit Einflüssen aus der mediterranen Küche, hergestellt aus möglichst naturbelassenen regionalen und saisonalen Zutaten. „Low Intervention“ und intuitiver Kochstil treffen auf den Qualitätsstandard der gehobenen Küche. Gegart im offenen Holzofen und serviert im Casual Dining Stil werden die Speisen am Tisch als verbindendes Erlebnis geteilt. Das Restaurant bezieht seine Produkte von mehr als 50 regionalen Lieferanten, denn die Gestaltung einer umweltbewussten Gastronomie ist ein wichtiger Kernpunkt des Konzepts, ebenso wie ein kollektives Gemeinschaftsgefühl von Produzenten, C.O.P. und den Gästen. Berliners Stil ist geprägt von der eklektischen Küche Tel Avivs, seinen Erfahrung in der französischen Spitzengastronomie und den Jahren als Küchenchef in den Restaurants der NENI-Gruppe. Die Bemühungen um eine bewusstere Küche ist für ihn Nährboden für Innovation und Experimente, und so spielt auch die hauseigene Konservierung und Fermentierung für die Wintermonate eine wichtige Rolle in der C.O.P.-Küche.

Daisy Cave, München

Am Münchner Stachus ist ein bunter Schmetterling gelandet: Das Daisy Cave bringt mexikanisches Urlaubsfeeling ins Erdgeschoss des Yours-Truly-Hotels, für das sich die Familie Hirschberger (Sausalitos, Hans im Glück) mit Konstantin Irnsperger zusammen getan hat. Das instagrammable, bargeldlos operierende Ganztageskonzept mit 150 Sitzplätzen empfängt seine Gäste mit farbenfroher Wohlfühlatmosphäre, die morgens beim Hotelfrühstück ebenso gut funktioniert wie mittags zum Lunch und beim ausgelassenen Ausgeherlebnis am Abend. Die Küche bietet leichtes Essen für jeden Geldbeutel – eine Mischung aus Feel-Good-Gerichten und Dirty-Healthy-Kitchen-Optionen nach dem Motto Mexico meets Israel. Grundlage der kleinen, aber feinen Karte sind zumeist vegane Rezepturen aus hochwertigen Produkten wie Daisy Ganoush, Grilled Romana oder Falafel Roll, die ganz nach Wunsch mit Proteinen von Oktopus über Schweinebauch bis hin zu geschmortem Lachs, Geflügel und Lamm „gepimpt“ werden können. Ein DJ-Programm soll am Abend ausdrücklich zum Feiern und Tanzen animieren. Wer nach so viel Genuss und Spaß nicht mehr nach Hause möchte, kann übrigens gerne bleiben: Auf der Dessertkarte finden sich vergünstigte, nicht verbuchte Zimmer für das angeschlossene Hotel für spontane Übernachtungsgäste.

HAPPA, Berlin

Köchin Sophia Hoffmann hat sich in der Food-Szene seit Langem mit ihrer raffiniert farbenfrohen, veganen Küche aus besten Zutaten und den dazugehörigen Kochbüchern einen Namen gemacht. Gemeinsam mit Nachhaltigkeitsexpertin Nina Christine Petersen koppelt sie im Ende 2022 eröffneten zertifizierten Bio-Restaurant „HAPPA” Genuss mit sozialen Werten. Zum Beispiel dem, Lebensmittelverschwendung und -abfälle auf ein Minimum zu beschränken und insgesamt nachhaltig zu wirtschaften. Das schließt einen wertschätzenden Umgang mit den wo immer möglich regional produzierten Zutaten in Bio-Qualität ebenso ein wie angemessene Entlohnung der sechs Mitarbeiterinnen, faire Arbeitszeiten und immer mindestens ein Gericht für weniger als 10 Euro auf der sich stets im Wandel befindlichen Karte. Neben einem mehrgängigen Lunch-Angebot für bis zu 60 Gäste täglich laden Hoffmann und Petersen regelmäßig bis zu 26 Gäste zum feinen veganen 5-Gänge-Dinner ein – eine Online-Anmeldung vorab ist erforderlich. Damit will das HAPPA nicht nur ein weiteres veganes Lokal in Kreuzberg sein, sondern den Beweis antreten, dass eine andere Gastronomie möglich – und wirtschaftlich – ist: eine Gastronomie, in der Nachhaltigkeit in allen ihren Dimensionen konsequent gelebt wird, zum Wohl der Umwelt, der Mitarbeiter*innen, der Gäste – und nicht zuletzt der Inhaber*innen selbst. 

PURiNO, Krefeld

In seiner Ende 2021 eröffneten „PURiNO” kulminiert Frank Klix die Aushängeschilder seiner verschiedenen Erfolgskonzepte, mit denen er seit mehr als 20 Jahren am Niederrhein Hospitality-Highlights setzt – von der hausgemachten Pizza und Pasta über Dry Aged Beef vom 800°-Grill bis hin zu vitalisierendem Soulfood mit vielfältigen vegetarischen und veganen Speisen sowie Fisch in Sashimi-Qualität. Damit macht das einer Markthalle nachempfundene Restaurant in einem 1.500 qm großen, von Stararchitekt Mies van der Rohe entworfenen Industrie-Loft mit akzentuiertem Design aus Stahl-, Glas- und Backsteinelementen die ganze Familie satt und glücklich – zumal Kinder bis sechs Jahre kostenfrei essen und trinken. 300 Gäste finden innen Platz – ganz nach Wunsch an langen Tafeln oder auf der Couch am Kamin. Die Fleisch-Connaisseur*innen unter ihnen dürfen sich hier ihr Stück selbst an der offenen Metzgertheke aussuchen und zuschneiden lassen, während der „Green Garden” für Pflanzenfreund*innen reiche Ernte bereithält. Täglich frisch hergestellte Saucen, Pestos oder Limonaden erfreuen die Gäste ebenso wie smarte digitale Tools, welche die Mitarbeiter*innen entlasten, die Produktivität erhöhen und so den Charme der Individualgastronomie mit einem durchdachten technologischen System in Einklang bringen. Damit mehr Zeit fürs Wesentliche bleibt: perfekte Gastfreundschaft.

Leaders Club Award mit Gespür für Innovationen

„In der inzwischen mehr als zwanzigjährigen Geschichte hat der Leaders Club mit seinem Award immer wieder sein Gespür für richtungsweisende Konzepte unter Beweis gestellt”, unterstreicht Club-Präsident Marc Uebelherr. „Auch in diesem Jahr haben wir aus einer Vielzahl von Vorschlägen und Bewerbungen wieder hochkarätige Finalisten ausgewählt, deren Innovationskraft die deutsche Gastronomie verändern kann und wird.”

Fotos: HAPPA Restaurant ©Zoe Spawton, C.O.P. © Jana Perusich, Nuriel Molcho, Elihay Berliner