Der Erste Campus, neuer Hauptsitz der ältesten Bank Österreichs, ist Teil des gigantischen Stadtentwicklungsprojekts BahnhofCity rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof. In den vergangenen zehn Jahren ist hier mit dem Quartier Belvedere ein modernes Stadtviertel entstanden, in dem spätestens 2020 rund 30.000 Menschen leben und arbeiten sollen. Allein die Erste Bank beschäftigt in ihrer Zentrale 5.000 Mitarbeiter, die in mehreren Betriebsrestaurants auf dem Campus verköstigt werden.
Eines davon ist IKI: ein modern-urbaner Wohlfühlort, den man sich ebenso in London oder New York oder auch Tokio vorstellen könnte. Kein Wunder: Vorbild für das Konzept, das gemeinsam mit den Machern des Wiener Kult-Restaurants Mochi entwickelt wurde, die unter anderem Rezepturen für Saucen und Sushi beisteuerten, waren japanische Kantinen.

Fullservice und cooles Ambiente
„Aber schon dadurch, dass wir unseren Gästen Fullservice bieten, unterscheiden wir uns natürlich von klassischen Kantinen“, sagt Restaurantleiterin Julia Hösch. Und auch das Ambiente hebt sich mit der offenen Küche samt kommunikativen Sitzplätzen am Counter, modern-coolen Lampen, einer beeindruckenden Fensterfront vom Durchschnitt der Betriebsverpflegung ab. Einer der Hingucker ist das ‚Kino‘: ein treppenartig angeordneter Bereich, in dem die Gäste hinter- und nebeneinander sitzen – der perfekte Ort zum Sehen und Gesehenwerden.

220 Plätze bietet das Restaurant auf zwei Etagen, außerdem drei Separées für Business-Meetings und private Feiern mit einer Kapazität von jeweils zwölf Personen. „Sie werden sowohl von Bank-Mitarbeitern und externen Kunden, die Geschäftspartner im diskreten Rahmen bewirten wollen, als auch für Geburtstags- und Familienfeiern gerne gebucht“, berichtet Julia Hösch.


Mitarbeiter essen vergünstigt
Von einem ’normalen‘ Restaurant unterscheidet das IKI im Wesentlichen, dass die Mitarbeiter der Erste Bank hier ihre ‚Stützung‘, sprich: den Arbeitgeberzuschuss zur Mittagsverpflegung einlösen können. „Das funktioniert über Mitarbeiterkarten, auf denen hinterlegt ist, welchen Zuschuss der Mitarbeiter bekommt“, erklärt Mark Rogado, stellvertretender Restaurantleiter. Die Karte wird bei der Bestellung von der Bedienung gescannt, der bezuschusste Betrag wird automatisch von der Rechnung abgezogen. Wie hoch ist der Zuschuss? „Im Schnitt werden es etwa 4 Euro sein“, sagt Julia Hösch.




Julia Hösch, Mark Rogado und Alfred Schoch führen Regie im IKI Alle Fotos: IKI
Tempo dank Bento
Um die von den Gästen erwartete Schnelligkeit leisten zu können, setzt das IKI mittags auf Bento-Boxen, die im wöchentlichen Wechsel in zwei Varianten – vegetarisch und mit Fisch bzw. Fleisch – angeboten werden. Zum Preis von 12,80 Euro (vegetarisch 11,60 Euro) enthält die Box neben einem Hauptgericht, zum Beispiel Asian Style Pulled Pork mit Ponzu Zwiebel und Karotten-Sprossen Salat, auch eine Misosuppe, Sushi und Reis. „Die Boxen werden auf Bestellung frisch zubereitet, aber lassen sich sehr gut vorbereiten und schnell finishen“, erklärt Julia Hösch. Etwa ein Drittel der Lunch-Gäste entscheiden sich dementsprechend für die Bento-Boxen. Bestseller am Mittag sind jedoch die vier Donburi (Reisschüssel)-Varianten (ab 11,50 Euro).

Die übrigen wählen aus verschiedenen Sushi Rolls (ab 12,60 Euro) und Salateofferten ihren Favoriten. Nudelsuppen, Appetizer und Desserts runden die Mittagskarte ab. Wer mag, kann Sushi, Donburi & Co. auch mit an den Schreibtisch nehmen. Der Take-away-Anteil ist mit etwa 10 Prozent jedoch relativ gering.
Mochi-mäßig, aber günstig
Preislich bewegt sich das IKI damit wohl genau im Mittelfeld zwischen Kantine und Edel-Japaner. „Zumindest für die Bankmitarbeiter ist Mochi-mäßiges Essen mit annähernd Mochi-mäßigem Service also billig wie nie“, kommentierte die Tageszeitung Der Standard zur Eröffnung im August 2016 launig. Viele Gäste sparen allerdings bei den Getränken: Ins Glas kommt tagsüber meistens kostenlos serviertes Leitungswasser – zum Leidwesen von Julia Hösch: „Wir haben tolle selbstgemachte Limonaden und Eistees. Aber das Wiener Leitungswasser ist eines der besten in Europa und bei den Gästen sehr beliebt.“

Mittags liegt der Anteil der Erste-Mitarbeiter unter den Gästen bei rund 80 Prozent – abends ist es genau umgekehrt. Dann verwandelt sich das IKI in ein stylisches Ausgeh-Ziel. Statt der Bento-Boxen und Donburi stehen nun hochwertige Fleischgerichte wie gegrilltes Entrecôte mit Yuzu-Chimichurri, Kräutersalat und Reis (29 Euro) oder gegrilltes Lachsfilet begleitet von Goma-Gurken, Teriyaki-Sauce und Reis (26 Euro) auf dem Programm.
„Die Atmosphäre ist abends eine komplett andere“, sagt Julia Hösch. „Auch das Team muss ‚umschalten‘, Tempo rausnehmen, damit sich die Gäste entspannen können.“
Um mehr Lounge-Gefühl zu erzeugen, wurde im Sommer ein Teil der Galerie mit Sofas und einem neuen Lichtkonzept ausgestattet. Ziel ist, mehr Gäste zu einem japanisch inspirierten After-Work-Cocktail ins Lokal zu locken. „Der Nachmittag war bis dahin schwach ausgelastet. Das neue Angebot wird jedoch sehr gut angenommen. Vor allem der Freitagabend entwickelt sich sehr stark.“
Am Wochenende geschlossen
Am Wochenende ist das IKI – in dieser Hinsicht eben doch Betriebsrestaurant – geschlossen. Ein Umstand, der unter anderem dem noch nicht fertiggestellten Stadtviertel geschuldet ist – und in Zeiten des Fachkräftemangels dabei hilft, gute Mitarbeiter zu finden. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir irgendwann auch samstags öffnen, aber das kommt erst in Frage, wenn mehr Wohnungen bezogen wurden und Hotels in der Umgebung eröffnet haben.“ Da das IKI nicht das einzige gastronomische Konzept auf dem Campus ist, könnte sich dieser aber durchaus als kulinarische Destination in der Nachbarschaft etablieren..
IKI, Wien
Standort Erste Campus, Wien
Eröffnung August 2016
Betreiber Erste Bank Restaurantbetriebe
Sitzplätze 220 (inkl. Terrasse und Galerie)
Mitarbeiter 25
Gäste/Tag rd. 300 (mittags 80 % Erste-Mitarbeiter, abends 80 % extern)
Öffnungszeiten 11-22.30 Uhr, Küchenschluss 21.30 Uhr
www.iki-restaurant.at
Die Erste Bank Restaurantbetriebe (EBR), eine 100-prozentige Tochter der Erste Bank, betreibt hier mit rund 160 Mitarbeitern neben einer nur den Erste-Beschäftigten zugänglichen klassischen Kantine mit rund 400 Plätzen auch das High-End-Konzept Park Kitchen, das auch als Event Location genutzt wird, sowie die italienische Tagesbar Al Banco und das George Café. Unter fremder Regie sind außerdem eine dean&david-Filiale sowie das Bierlokal Campus Bräu auf dem Gelände vertreten.
„Die gastronomische Abwechslung auf dem Campus ist heutzutage ein wichtiger Faktor“, sagt Julia Hösch. Den Begriff ‚Nouvelle Cantine‘ hört sie deshalb gern. „Der Gedanke, den Mitarbeitern an ihrem Arbeitsplatz hochwertige Gastronomie zu bieten, hat eine große Dynamik bekommen.“ Ein funktionierendes Abendkonzept, das für die nötige Auslastung sorgt, ist gleichzeitig Voraussetzung und Herausforderung.

Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.