Das BrewDog-Rudel wächst: Jetzt eröffnete die schottische Craft-Brauerei in Frankfurt ihre fünfte Bar. In der Kaiserstraße, direkt im Herzen der Stadt und mitten im Trubel des Bahnhofsviertels warten ab sofort 36 Zapfhähne an der Hauptbar und auf dem Mezzanine auf die Bierfans aus dem Rhein-Main-Gebiet. „Bisher konnten wir viele Freunde der Biervielfalt mit unserem vor einigen Monaten eröffneten Standort in Wiesbaden bei Laune halten“, schmunzelt Adrian Klie, Geschäftsführer BrewDog Deutschland. „Doch jetzt können die Frankfurter das BrewDog-Erlebnis auch in ihrer eigenen Stadt genießen.“
Dazu gehört nicht nur eine umfangreiche Auswahl an populären Bieren wie dem Punk IPA, sondern auch das komplette BrewDog Menü, von Burgern über Chicken- und Cauliflower Wings bis Pizza. Auch hier gilt, wie für alle BrewDog Bars: Das Menü ist immer mindestens zur Hälfte vegetarisch und zu einem Viertel vegan. Auch die BrewDog-typischen Specials wie Wings Wednesdays und das Kids Hoppy Meal sowie Tap Takeovers befreundeter Brauereien gibt es im BrewDog Frankfurt ab sofort. Das Restaurant bietet insgesamt über 200 Sitzplätze, einen extra Raum mit Beer School sowie einen überdachten Außenbereich.
Herr Klie, Frankfurt gilt als Stadt des Apfelweins: Warum eröffnen Sie ausgerechnet hier ihre fünfte BrewDog-Bar?
Adrian Klie: Tatsächlich habe ich in den vergangenen Monaten unglaublich viele Anfragen beantworten müssen, wann BrewDog Frankfurt endlich startet. Viele Frankfurter kennen und mögen BrewDog aus anderen Städten. Das Publikum hier ist sehr international, reist viel, gerade auch nach London, wo wir stark präsent sind. BrewDogs Markenbekanntheit ist vermutlich größer als in den meisten anderen deutschen Städten.
„BrewDog ist mit seiner Offenheit gegenüber allen Lebensentwürfen eine starke Arbeitgebermarke.“
Adrian Klie ist seit April 2021 CEO von BrewDog Deutschland. Zuvor war er vier Jahre bei Mars im erfolgreichen Segment Petcare tätig. In seiner letzten Position als European Account Director eCommerce verantwortete er das europäische Geschäft mit Amazon. Zuvor baute er für Mars das Europageschäft mit dem Kunden Zooplus in 30 Ländern sowie das dazugehörige Team maßgeblich mit auf.
Wie beurteilen Sie die (Craft-) Bierszene in Frankfurt?
Adrian Klie: Alle Städte in Deutschland pflegen eine mehr oder weniger starke Bierkultur. Auch Frankfurt hat eine starke Bier-Geschichte. Wir wollen gerne in Zukunft zusammen mit den traditionellen lokalen Marken das Thema Bier verstärkt in den Vordergrund rücken und unseren Beitrag dazu leisten, dass Craft Beer hier einen größeren Stellenwert bekommt. Insgesamt erlebe ich Frankfurt als Stadt mit einer hohen Affinität zu hochwertigem Essen und Trinken, für das die Menschen auch bereit sind, Geld auszugeben. Am Ende muss da nicht immer „Craft“ drüber stehen.
Für die Apfelweinfreunde haben wir übrigens auch verschiedene Ciders im Angebot, auch wenn das natürlich nicht dasselbe ist wie ein richtiger Ebbelwoi.
Sie bewerben die neue Bar als „CO2-negativ“. Was heißt das genau?
Andrian Klie: Das ganze Unternehmen ist seit 2020 CO-negativ. Das beruht auf drei Säulen: Vermeidung, Reduzierung und Kompensation und bedeutet, dass wir jeglichen CO2-Ausstoß vermeiden, wo das möglich ist und gerade im Bereich der Abfallvermeidung alle notwendigen Schritte ergreifen, um unseren CO2-Fußabdruck zu minimieren.
Besonders wichtig ist uns aber auch die Kompensation durch unser eigenes Unternehmen: Gerade haben wir in Schottland 50 Quadratkilometer Brachland gekauft, das wir renaturieren wollen, unter anderem durch Feuchtlegung von ehemaligen Mooren, die ein sehr effizienter CO2-Speicher sind. Anschließend werden wir das Waldland dort biodivers aufforsten. Ziel ist es, jede von BrewDog verursachte Tonne CO2 doppelt zu kompensieren. Unsere schottische Brauerei wird schon im nächsten Jahr keinerlei CO2-Emissionen mehr verursachen. Das im Brauprozess entstehende CO2 wird aufgefangen und wieder verwendet, zum Beispiel, um Druck auf die Kessel zu geben. Da sind wir wirklich schon sehr weit.
Aus 36 Zapfhähnen fließen eigene Biere und die befreundeter Brauereien.
Das neue BrewDog Frankfurt eröffnete mitten im quirligen Frankfurter Bahnhofsviertel.
Mit welchen Mitteln vermeiden Sie, dass CO2 überhaupt erst entsteht?
Adrian Klie: Das beginnt damit, dass in Deutschland gerade unsere Außendienstflotte auf E-Autos umstellt. Da braucht es schon sehr gute Begründungen, um weiterhin einen Verbrenner zu fahren. Wir werden unsere Dachfläche auf der Brauerei in Berlin-Mariendorf nutzen, um CO2-neutral Energie zu gewinnen – immerhin 2.500 qm. Auch die Vermeidung von Verschwendung steht weit oben auf der Agenda, dabei arbeiten wir mit Too Good to go zusammen. Dass wir nur „grünen“ Strom und Gas einkaufen, ist ohnehin selbstverständlich. Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten für Unternehmen, hier aktiv zu werden.
Das sollte man dann aber auch laut kommunizieren …
Andrian Klie: Richtig, deshalb weisen wir auch in den Speisekarten in UK bereits die eingesparte Menge an CO2 für jedes Gericht. Deutschland wird bald folgen. Ich gehe davon aus, dass die Angabe der verursachten CO2-Menge bald für alle Lebensmittel selbstverständlich sein wird.
Auch die Preise sollten die realen Kosten eines Produkts für die Umwelt und das Klima widerspiegeln. Dann müsste unser CO2-negatives Bier eigentlich günstiger werden. Wir propagieren auch keinen Verzicht, sondern unsere Botschaft lautet: Mit unserem Bier hast du eine gute Zeit und tust noch etwas für das Klima.
Aktuell klagt die ganze Branche über die Schwierigkeiten beim Suchen und Finden von Mitarbeitern. Ist das für BrewDog auch ein Problem?
Adrian Klie: Ich mag die Verbindung der Wörter Mitarbeiter und Problem nicht. Aber natürlich ist es auch für uns eine riesige Herausforderung, ausreichend Leute zu finden. Viele haben sich während der Pandemie andere Jobs gesucht, weil das Kurzarbeitergeld einfach nicht gereicht hat. Ich möchte kein Politiker-Bashing betreiben, aber es hätte wirklich eine Perspektive geschaffen werden müssen für die Mitarbeiter vor Ort, die nicht wusste, wann und wie es für sie weitergeht. Ich hätte mir da mehr Rückenwind aus der Politik gewünscht.
Andererseits ist BrewDog mit seiner Offenheit gegenüber allen Lebensentwürfen sicher eine starke Arbeitgebermarke. Inzwischen verfügen wir mit bald sieben Bars – die nächsten beiden eröffnen in Berlin – auch über ein Netzwerk, können uns untereinander aushelfen.
Könnten die dann drei Bars in Berlin den Flaggschiff-Standort Dog Tap in Mariendorf kannibalisieren? Dieser ist schließlich etwas umständlich zu erreichen …
Adrian Klie: Danach sieht es nicht aus. Das Ausgehverhalten der Berliner ist ohnehin sehr stark kiezgeprägt. Das Dog Tap ist dagegen eine Ausflugsdestination für die ganze Familie. Übrigens mit dem Fahrrad nur 20 Minuten von den Innenstadt entfernt. Der Standort blüht immer mehr auf, viele Unternehmen und Startups siedeln sich dort an.
Wir bekommen im Dog Tap viel Besuch von Politikern, die sich über Möglichkeiten den – seit fast 100 Jahren! – geplanten Bau einer S-Bahn-Station informieren. Das Planungsverfahren läuft, man hat uns die Fertigstellung bis 2027 versprochen. Ich hoffe, dass sich die dritte Stelle in dieser Jahreszahl nicht ändert. Ich würde dort auch sehr gerne ein BrewDog-Hotel bauen, wenn sich die richtige Immobilie bietet.
Über BrewDog
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.