Die Digitalisierung ist in aller Munde, auch in die Gastronomie hält sie nach und nach Einzug. Langsam zwar, aber schließlich war den Vorreitern des Bestellens per iPad hierzulande auch nur ein äußerst kurzes Leben beschieden. Diejenigen, die heute vorangehen, können ihr Versprechen, das Kundenerlebnis dank digitaler Tools auf eine neue Qualitätsstufe zu heben, nicht immer halten. Dies zeigt beispielsweise Peer Schade, Betreiber des Blogs HolyEATs, der kürzlich die aktuellen Wachstumspläne von Vapiano analysierte und dabei auf die offensichtlichen Mängel der als Heilsweg für das Unternehmen gepriesenen digitalen Bestellmöglichkeiten in den Mini-Formaten der Marke hinwies.
Sein Beitrag verdeutlicht das Dilemma der Branche: Natürlich erschließt der technische Fortschritt allerorten neue Vertriebs-, Kommunikations- und Organisationsmöglichkeiten, die auch für Gastronomen eine riesige Chance zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle und operativen Konzepte bieten. Was wird nicht alles leichter, wenn man es digitalisiert? Personalmanagement, Warenfluss, Kassensystem, Customer Relations Management … einmal eingerichtet, vereinfachen die passenden IT-Programme das Leben des Gastronomen deutlich, machen Abläufe schneller und sicherer, von der Nachprüfbarkeit durch die Behörden ganz zu schweigen. Anbieter dieser Programme werben nicht umsonst damit, dass sie dem Gastronomen dabei helfen, sich auf seine Hauptaufgabe zu konzentrieren: seinen Gästen ausgezeichnete Speisen und Getränke zu servieren.
Service aus einer Hand
Und damit wären wir beim Pferdefuß des Ganzen: Es gibt viele Anbieter für verschiedene digitale Dienstleistungen, die leider oftmals nicht unbedingt kompatibel sind. Ein IT-Service aus einer Hand dürfte deshalb bei vielen Gastronomen ganz oben auf der Wunschliste stehen, da unterscheiden sich die Bedürfnisse nicht von denen, die Lieferanten von Food & Beverage mit einem möglichst umfassenden Angebot befriedigen. Dann: Was tun im Falle eines Systemausfalls? Ist einmal eine Zutat ‚aus‘, lässt sich das Gericht meist relativ unproblematisch von der Karte streichen. Streiken aber das Kassenprogramm oder das W-LAN kann dies schnell mal den ganzen Betrieb lahmlegen.
Außerdem: Selbst wenn sich alle Prozesse in einem Restaurant digitalisieren beziehungsweise automatisieren ließen – als People Business wird die Gastronomie – hoffentlich – niemals ganz auf Menschen verzichten können. Wie kompliziert das Zusammenspiel von Technik und Mensch ist, zeigen nicht zuletzt die Schwierigkeiten von Vapiano bei der Umsetzung. Eine echte Herausforderung, bei der selbst die ganz Großen ihre Probleme haben. Wie sollen das erst kleine Betriebe meistern?
Digitale Helferlein
Hinzu kommen die Aufgabenfelder Social Media und Datenschutz, sich ständig verändernde Gesetze und Regelungen – man hört die Unternehmer buchstäblich seufzen. Dabei kann es auch hier praktisch sein, digitale Helferlein einzusetzen, die das Handling im Alltag erleichtern.
Die Zurückhaltung vieler Gastronomen bei der Digitalisierung ist dennoch nicht verwunderlich. Sich ganz zu verweigern, ist keine Lösung. Aber es bedarf eines guten Augenmaßes bei der Entscheidung, welche Dienstleistung und welcher Anbieter zum jeweiligen Konzept passen. Eine Blaupause für alle gibt es nicht. Und letztlich gilt: Es muss dem Gast nutzen, ob durch reibungsloseren Service, besseres Essen oder bequemeres Bezahlen. Dann ist die Digitalisierung für jedes Konzept ein Gewinn!
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.