Nur noch Mehrweg?
Seit einiger Zeit schon bieten immer mehr Gastronomen ihren Kunden an, den Mitnahme-Kaffee auch im eigenen Mehrweg-Becher zu genießen. Ein wichtiger Schritt, allerdings dürfte der Anteil der Verbraucher, die ständig einen klotzigen Becher – zumal benutzt! – im Rucksack oder der Handtasche mit sich herumtragen, überschaubar sein. Hier bräuchte es möglicherweise mehr Druck, nach dem Motto: Bei uns nur noch Mehrweg! Da müssten dann allerdings alle mitmachen, denn sonst schlurft der kaffeedurstige Kunde einfach weiter zum nächsten Anbieter. Nun also die Halme. Vielleicht waren es die TV-Bilder von der Meeresschildkröte, der ein Plastikhalm aus der Nase gezogen wurde, die ausgerechnet diesem Produkt so viel Aufmerksamkeit verschafft haben. Und dass die großen Gastronomen jetzt reagieren und sie aus dem Sortiment nehmen, ist ja gut und wünschenswert. Man fragt sich nur: Warum erst jetzt? Wenn es doch längst Alternativen gibt – und seien sie aus Nudelteig. Es gibt übrigens auch wirklich schöne und bruchsichere Exemplare aus Glas, die sich sicher gut in einem Cocktail machen.
Die Müllberge wachsen
Da es ja offensichtlich relativ einfach ist, auf Plastikhalme zu verzichten, stellt sich die Frage, welche Umweltvermüller noch ohne größeren Aufwand ausgetauscht werden könnten – wenn der Gast und das Gewissen es denn verlangen. Mit ihrem Take-away- und Delivery-Boom der vergangenen Jahre hat die Gastronomie weltweit dazu beigetragen, dass die Abfallberge wachsen und wird es in Zukunft weiterhin tun, wenn wir uns nicht schnell kluge Alternativen einfallen lassen. Was ist mit Einwegflaschen? Was mit Verpackungspapier und Tüten zum Transport? Immer noch Alltag. Fast möchte man meinen, da kommt es auf die Halme auch nicht mehr an. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Aber bitte nicht drauf ausruhen!
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.