Junge, innovative Unternehmen benötigen in der Regel Kapital, um wachsen und international aktiv werden zu können. In dieser Entwicklungsphase sind Risikokapitalgeber die wichtigste Investorengruppe. Die Kriterien, nach denen diese über ihre Investitionen entscheiden, waren bislang weitgehend unbekannt. Dabei wären sie für Wachstumsunternehmen von Interesse. Sie würden dadurch in die Lage versetzt, zielgenauer die zum Unternehmen passenden Kapitalgeber anzusprechen und somit die Chancen für eine erfolgreiche Kapitalbeschaffung zu erhöhen. Die Gewichtung der Entscheidungskriterien sagt zudem viel aus über die Absichten, die unterschiedliche Investorentypen verfolgen. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Trier haben nun in einer Studie Licht in das Dunkel der Entscheidungskriterien von Risikokapitalgebern gebracht.
Prof. Dr. Jörn Block, Dr. Christian Fisch, Dr. René Andres (Universität Trier) und Prof. Dr. Silvio Vismara (Universität Bergamo) haben in ihrer durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Studie 749 Wagniskapitalgeber befragt. Aufgrund dieser großen Resonanz konnten die Forscher über eine Gesamtbetrachtung hinaus das Entscheidungsverhalten von fünf Wagniskapitalgeber-Typen vergleichen – Family Offices (Privatvermögensverwaltung einer Unternehmerfamilie), Business Angels, Venture Capital Fonds (Risikokapitalfonds), Growth Equity Fonds (Wachstumsfunds) und Leveraged Buyout Fonds (Übernahmefinanzierungsfonds).
Transparente Kriterien
Die Studie basiert auf einer Analyse, bei der Investoren in verschiedenen Abstufungen aus sieben vorgegebenen Kriterien ihre Prioritäten setzen und somit ihr Entscheidungsverhalten transparent machen konnten. Kriterien waren Profitabilität, Umsatzwachstum, Management-Team, aktuelle Investoren, Geschäftsmodell, Nutzwert des Produkts/Dienstleistungen und internationale Wachstumsperspektiven.
In der Gesamtbetrachtung aller Wagniskapitalgeber stand der Umsatz an erster Stelle der Entscheidungskriterien. Für die Forscher überraschend, rangierte die Profitabilität (Gewinn) nur an fünfter Position – hinter dem Produkt-Nutzen, dem Management-Team und den internationalenWachstumsperspektiven.
„Aus der Diskrepanz zwischen Umsatz und Gewinn lesen wir heraus, dassRisikokapitalgeber grundsätzlich Unternehmen schnell groß machen wollen, um die eigenen Rendite- Chancen zu erhöhen. Die Absicherung ihrer Investition durch eine gute Gewinnlage ist für sienachrangig“, erläutert Professor Jörn Block.
Hier geht es zur Studie.