Im Gespräch mit der der amerikanischen Plattform Eater.com gewährt Uber Eats-Chef Jason Droege spannende Einblicke in das weltweit schnellstwachsende Food-Delivery-Unternehmen. Präsent in 280 Städten, davon laut Droege 80-90 profitabel, ist der Appetit der als Transportanbieter gestarteten Firma noch lange nicht gesättigt.
Der globale Markt für Essenslieferungen ist laut Droege rund 350 Mrd. Dollar wert. „Weltweit liefern rund 10 % aller Restaurants ihr Essen selbst aus. Die Frage ist: Wie kommen die Kunden an das Essen der anderen 90 %?“, so Droege im Gespräch mit Eater. Uber Eats strebe in diesem Jahr einen Food-Umsatz von 6 Mrd. Dollar an. „Wenn man die Ergebnisse des ersten Quartals auf das ganze Jahr hochrechnet, kommt man auf diese Summe.“ Aber dabei soll es nicht bleiben.

Wachstum nach erfolgreichem Schema

Dank seiner einzigartigen DNA sei Wachstum für Uber sehr einfach: „Wir wachsen nach dem selben Prinzip, das anfangs für das Transportunternehmen entwickelt wurde. Ein Start in Melbourne funktioniert fast genauso wie in Chicago: Immer nach dem gleichen Schema.“ Wichtiger Vorteil: der große Pool an Uber-Fahrern, die je nach Auftragslage auch zu Uber Eats-Fahrern werden können. Sie können das Essen schnell und bequem zum Kunden bringen. „Mit unserer App haben die Kunden einfach Zugang zu einem viel größeren Angebot als ohne unsere App.“

Schon als Kind in San José habe er sich gefragt, warum es so schwierig sei, an seine Lieblingsburger von Kirk’s Steakburgers zu kommen, berichtet Droege. „Warum kann ich nur das Essen von den paar Restaurants in meiner Nähe essen? Warum nicht von 100 anderen? Das ist doch schwach … Ich will, was ich will! Gleichzeitig gibt es Gastronomen da draußen, die wundervolles Essen machen. Sie haben aber keinen Zugang zu geeigneten Flächen, um ein Restaurant zu eröffnen. Oder zur richtigen Logistik, um das Essen auszuliefern.“

Die Gastronomen verstehen lernen

„Als die Idee von Eats geboren wurde, haben wir uns die Frage gestellt: Wir knüpfen wir Verbindungen mit den Gastronomen da draußen? Wie können wir sie an unserer Logistik, Infrastruktur und Kundenbasis teilhaben lassen?“ Um die geeignete Software zu entwickeln, habe man zunächst das Geschäft der Gastronomen von Grund auf verstehen müssen. Das Uber Management arbeitete deshalb in verschiedenen Positionen in den Restaurants mit und gründete sogar sein eigens Pop-up-Restaurant.

„Der große Unterschied zwischen dem Aufbau eines realen Restaurants und einem Delivery-Business ist die Art, wie man über das Branding denkt“, erklärt Droege. „Wenn es um ein erfolgreiches Liefergeschäft geht, ist es zum Beispiel wichtig, dass deine Marke ganz klar aussagt, welche Produkte du verkaufst. Wenn du ein Restaurant eröffnest, kannst du es auch ‚Al’s‘ nennen und jeder weiß: Das ist Als Nachbarschaftslokal, dort gibt es viele unterschiedliche Gerichte.“

Jedem Kunden sein individuelles Angebot

In einer Welt, in der der Kunde Zugriff auf das Angebot hunderter Restaurants hat, ist es laut Droege entscheidend, sich zu spezialisieren und auf ein schmales Angebot zu fokussieren. Uber Eats arbeite daran, das in der App angezeigte Angebot individueller auf den Nutzer, die Tageszeit und seine Vorlieben zuzuschneiden. „Wenn ein Kunde – so wie ich – ständig Italienisch bestellt, dann werden wir diese Gerichte ganz oben auf seine Liste setzen.“

Dank seiner Präsenz in 280 Städten weltweit, weiß Uber Eats genau, welche Food Trends sich aktuell entwickeln und durchsetzen. „Und wir erkennen, welche Küchenrechnung wo fehlt: In Oak Brook, einem Vorort von Chicago beispielsweise, gab es keinen Poké-Laden. Also haben wir einige Sushi-Restaurants dort angesprochen und gefragt: Wollt ihr nicht Poké machen? Es hat prima funktioniert – und zwar, weil wir sie überredet haben, das Wort Poké in ihren Namen aufzunehmen!“

Die richtige Reihenfolge zählt

Die größte Herausforderung für Gastronomen sei es, die Gäste am Tisch ebenso glücklich zu machen wie die Kunden zu Hause. „Wir müssen deshalb gemeinsam mit ihnen an den Arbeitsabläufen feilen. Vieles hängt von der richtigen Reihenfolge der Zubereitung ab.“

Jason Droege
Jason Droege ist Vice President und ‚Head of UberEverything‘ bei Uber. In den vergangenen drei Jahren hat er Ubers riesiges Logistik-Netzwerk weiter ausgebaut, um dem Transportunternehmen weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Das  UberEverything-Team hat unter anderem den Uber Eats Essenslieferservice in rund 280 Städte weltweit gebracht und die erste Uber-App jenseits des Ursprungs-Angebots Uber Rides entwickelt.
Das komplette Interview mit Jason Droege gibt es hier zum Anhören als Podcast und als Transkription zum Nachlesen.