Auch im Jahr 2021 tun sich viele Gastronomen mit der Digitalisierung noch schwer, selbst eine moderne, gepflegte Internetseite ist mancherorts nicht selbstverständlich. Dabei hat spätestens Corona gezeigt: Wer die Chancen, die die Technik bietet, nicht nutzt, wird sich in Zukunft kaum am Markt behaupten können. Ein wichtiges Thema von vielen ist SEO – die Auffindbarkeit der eigenen Präsenz in den gängigen Suchmaschinen, allen voran Google. Worauf es dabei ankommt, warum man sich das Geld für teure Anzeigen meistens sparen kann und stattdessen lieber in die Optimierung der eigenen Website und die Pflege des Google Accounts investieren sollte, erklärt Experte Daniel Andres in unserem exklusiven Interview. 

Gastronomen und Digitalisierung – noch immer vielfach eine komplizierte Beziehung. Dennoch sollten sich Restaurantbetreiber unbedingt mit dem Thema SEO (Search Engine Optimization) beschäftigen. Warum ist es so wichtig, bei Google gut gefunden zu werden?  

Daniel Andres: Weil es Gäste in meinen Laden bringt, wenn ich bei Google & Co. gut gefunden werde. Für Gastronomen ist dabei vor allem das lokale SEO wichtig, bei dem der Google My Business Account eine besondere Rolle spielt.

Immer mehr Menschen suchen bei Google nach Orten in der Nähe zum Ausgehen. Rund 46 Prozent aller Suchanfragen haben mittlerweile einen lokalen Bezug. 28 Prozent dieser Suchen führen zu einer Kontaktaufnahme oder einem Besuch in einem der angezeigten Restaurants! Treiber dieser Entwicklung ist einerseits die junge Generation, die ihr Handy für alles nutzt. Aber auch für die Älteren wird der Umgang mit dem Handy immer selbstverständlicher. 

Daniel Andres
Agentur Werbepresse

Daniel Andres ist verantwortlich für das Business Development bei der Heidelberger Agentur Werbepresse, die mit nachhaltigen SEO-Strategien für mehr Sichtbarkeit und nachhaltige Kundenanfragen bei Google sorgt. Für seine Kunden erstellt und pflegt das sechsköpfige Team  um die Gründer Stephan Ilg und Fabio Hildenbrand Websites und My Business Accounts mit dem Ziel einer höheren Positionierung im Ranking der Suchergebnisse. Darüber hinaus gehören das Bewertungsmanagement und SEO-optimiertes Content Writing zum Leistungsportfolio der aus dem erfolgreichen Reise-Portal backpackertrail.de hervorgegangen Agentur. „Die während der umfangreichen SEO-Arbeit für backpackertrail.de gewonnene Expertise möchten wir auch anderen Unternehmen anbieten“, erklärt Andres. „Neben nationalen Projekten unterstützen wir zunehmend auch lokale Partner bei der Optimierung ihrer Google-Rankings für mehr Kundenkontakte und Umsatz.“

Wie entscheidet Google denn überhaupt, welche Suchergebnisse ganz oben stehen?

Daniel Andres: Bei der Suche nach einem Restaurant erscheinen als erstes die bezahlten Anzeigen, danach das „Local Pack“ mit Restaurants, die sich in der Nähe befinden. Erst dann folgen die Websites der Betriebe, die der Algorithmus für besonders relevant hält. Spätestens dort sollte ein Restaurant auftauchen, um vor allem diejenigen Gäste zu erreichen, die neu oder fremd in der Stadt sind – Touristen oder Geschäftsreisende.

Was müssen Gastronomen tun, um bei Google gut platziert zu werden?

Daniel Andres: Das Wichtigste ist tatsächlich, einen My Business Account zu erstellen und zu pflegen. Name, Adresse, Telefonnummer müssen immer aktuell sein, die Fotos über Geotags verfügen, damit Google erkennt, wo sie aufgenommen wurden. Es kann auch nicht schaden, das Restaurant in den gängigen Branchenverzeichnissen einzutragen, da diese wiederum auf die Website verlinken, was Google belohnt. Verlinkungen werden generell als Vertrauensbeweis gewertet.

Der dritte Punkt, den man im Auge haben sollte, sind die Bewertungen: Wer viele positive Gästebewertungen hat, ist für Google relevanter als jemand mit durchschnittlichen Bewertungen. Damit eventuell kritischere Bewertungen nicht so sehr ins Gewicht fallen, gilt es, insgesamt möglichst zahlreiche Bewertungen zu bekommen. 

Wie lässt sich das bewerkstelligen?

Daniel Andres: Zum Beispiel über QR-Codes auf den Restauranttischen, die den Gast direkt auf die entsprechende Seite weiterleiten. Leider sind die Menschen gerade nach positiven Erlebnissen in der Regel nicht besonders motiviert, Bewertungen abzugeben, deshalb könnte man für jede Bewertung als Belohnung einen Kaffee oder ein kleines Dessert gratis spendieren. Aber Google berücksichtigt nicht nur die Anzahl von Bewertungen, sondern auch, wie der Geschäftsinhaber damit umgeht. Deshalb sollte man auf Kritik bei Google jederzeit konstruktiv reagieren.    

Googles Ziel ist ein optimales Nutzererlebnis. Das heißt, je länger und interaktiver sich ein Nutzer mit einer Website oder einem My Business Account beschäftigt, desto besser. Als umso relevanter stuft der Algorithmus diese ein. 

Google tut unserer Beobachtung nach alles dafür, dass mittelfristig ein My Business Account ausreicht, um sich als Unternehmen im Internet zu präsentieren. 

Daniel Andres

Business Development, Werbepresse

Wie groß ist der Zeitaufwand, so einen Account zu pflegen?

Daniel Andres: Die professionelle Erstellung eines Accounts dauert etwa einen Arbeitstag, aber auch schon mit einem halben Tag kann man einen ordentlichen Auftritt hinbekommen. Danach sollte man die Bewertungen im Blick haben und aktuelle Änderungen bei Angebot oder Öffnungszeiten anpassen – der Aufwand ist aber überschaubar. Google mag es, wenn auf einer Website oder einem Account etwas passiert, deshalb sind regelmäßige Updates ratsam. 

Wie sinnvoll ist es, meinen Rank zu verbessern, indem ich bezahlte Anzeigen bei Google schalte?

Daniel Andres: So lange man dafür bezahlt, erscheint man bei der Suche natürlich ganz weit oben. Aber diese Anzeigen haben keinen Einfluss auf das organische Ranking: Sobald man die Zahlungen einstellt, verschwindet man von der Spitze. Für die organische Suche sind die Optimierung des My Business Accounts und der eigenen Website, Interaktion und Verlinkungen deutlich wichtiger. SEA, also Search Engine Advertising, bringt schnelle Sichtbarkeit, beispielsweise für ein neues Restaurant. Beim SEO dauert es etwas länger, eine Spitzenposition zu erreichen, dafür ist die Wirkung in der Regel nachhaltiger.

Compleat

Die Mission des aufstrebenden Heidelberger Start-ups Compleat ist es, gesunde Ernährung individuell für jeden zugänglich zu machen. Wie vielen Unternehmen fiel es Compleat sehr schwer, die Kunden zu einer Rezension im Internet zu bewegen. Innerhalb von zwei Jahren konnten nur knapp 25 Bewertungen angesammelt werden. Mit einem individuell für das Start-up programmierten Chatbot, über den Kundendaten gesammelt und gleichzeig Google Bewertungen hinterlassen werden können, gelang es, innerhalb von nur zwei Wochen 22 echte und organische Bewertungen zu sammeln.

Hinzu kommt eine wachsende Skepsis der Nutzer bezüglich Anzeigen: Viele aus meiner Generation klicken da schon gar nicht mehr drauf, weil das Ranking ja nur über die Bezahlung zustande kommt und nichts über die Relevanz aussagt. Bezahlte Ergebnisse sind selten die besten Ergebnisse.

SEO Gastronomie
Die Bewertungen und Interaktion auf dem Compleat Account führten zu einer verbesserten Sichtbarkeit und mehr Aufrufe für das Start-up. 

Worauf kommt es bei den Fotos an, die im Google My Business Account veröffentlicht werden? 

Daniel Andres: Idealerweise vermitteln sie ein vollumfängliches Bild von dem, was den Gast im Restaurant erwartet. Innenaufnahmen, Außenaufnahmen, das Logo, das Team und natürlich die servierten Gerichte. Jedes Foto sollte mit den passenden Beschreibungen versehen sein, die auch die Keywords enthalten, mit denen Gäste voraussichtlich nach dem Restaurant suchen werden. Heißt: Wenn das Foto einen Burger zeigt, sollte das Suchwort ‚Burger’ auch in der Bildbeschreibung vorkommen. 

In Zukunft wird es auch eine Art ‚Street View’ für das Innere von Geschäften und Restaurants geben: Dann kann der interessierte Nutzer schon einen virtuellen Rundgang machen, bevor er überhaupt dort ist.

SEO Gastronomie
SEO wirkt: Der Google-Algorithmus belohnt leser- und nutzerfreundliche Websites und Interaktion auf den My Business Accounts mit guten Ergebnissen bei der Internetsuche. 

Bezahlte Ergebnisse sind selten die besten Ergebnisse. 

Daniel Andres

Business Development, Werbepresse

Ist der Google My Business Account die neue Homepage? Braucht ein Restaurant in Zukunft überhaupt noch eine eigene Website?

Daniel Andres: Das ist tatsächlich eine spannende Frage. Aktuell ist eine eigene Website für jedes Unternehmen sicherlich noch notwendig, jedoch gewinnt der Google My Business Account immer mehr an Relevanz. Websites sind ja heute mit Baukastensystemen relativ schnell und einfach zu bauen und sind als Online-Visitenkarten eines Unternehmens nach wie vor wichtig. Auch für das Ranking. Aber Google tut unserer Beobachtung nach alles dafür, dass mittelfristig ein My Business Account ausreicht und integriert immer mehr interaktive Funktionen wie Chatbots zum Management von Bestellungen und Anfragen. Für die Möglichkeit zur indirekten Kontaktaufnahme ist übrigens gerade die junge Generation dankbar – sie telefoniert nämlich nicht gerne, sondern kommuniziert lieber über Chats. 

Welche Eigentschaften muss eine Website haben, damit Google sie gut rankt?

Daniel Andres: Die Zeiten des Keyword Stuffings, also des massenhaften Einbaus vermeintlicher Suchbegriffe in einen Text, sind glücklicherweise vorbei. Das wird heute sogar als leserunfreundlich abgestraft. Natürlich müssen die wichtigen Keywords im Text auftauchen, aber ein Anteil von 3 Prozent sollte nicht überschritten werden. Gleichzeitig kann man wiederum bei der Beschriftung der Fotos die Keywords nutzen, ohne dass es den Text schwer zu lesen macht. Belohnt werden auch interne Verlinkungen innerhalb der Seite – aber sie müssen natürlich sinnvoll sein. Google möchte, dass der Leser lange auf der Seite bleibt, deshalb muss sie zu allererst leserfreundlich sein. Wer eine Website gestaltet, sollte deshalb immer die Perspektive des Nutzers einnehmen.  

Wir reden die ganze Zeit über Google: Gilt all das auch für andere Suchmaschinen?

Daniel Andres: Andere Anbieter wie Bing oder Ecosia funktionieren ganz ähnlich. Aber 90 Prozent aller Suchen arbeiten mit Google. Bing zeigt als erstes lokale Ergebnisse von Tripadvisor an – auch dort sollte man seinen Auftritt also pflegen und die Bewertungen im Auge behalten. 

Fotos/Grafiken: Werbepresse

https://www.presstaurant.de/sonja-theile-ochel-dinge-auszuprobieren
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