„We fucked up so you don’t have to“: Bei den Gastro Startup Sessions ging es auch um heikle Themen wie das Scheitern. Alle Fotos: Leaders Club/Henning Angerer
Nach der vierten Auflage der Gastro Startup Sessions lässt sich mit Fug und Recht sagen: Das Format ist raus aus den Kinderschuhen und hat sich längst seinen festen Platz im Event-Kalender der Branche erobert. Zwei Tage lang bot der Leaders Club Deutschland im Alten Mädchen in Hamburg den rund 200 Teilnehmern ein hochkarätiges Programm und Antworten auf viele Fragen, die Gründer heute beschäftigen. Vom Aufbau einer Marke bis Zumachen nach dem Scheitern reichte das Themenspektrum. Zwischendurch gab es immer wieder Zeit zum Netzwerken und Freunde finden, sodass sich am Ende alle einig waren: eine tolle Veranstaltung – bitte mehr davon!
Ehrlicher Austausch, Hilfestellung, Rat und Tat – von erfahrenen Branchen-Profis für junge Einsteiger. Das ist die Idee der Gastro Startup Sessions, zu denen der Leaders Club den gastronomischen Nachwuchs zum vierten Mal geladen hatte. Schauplatz war erneut das Restaurant Altes Mädchen in den Schanzenhöfen.
Hierhin pilgerten in dieser Woche nicht nur Gründer, um sich bei Vorträgen, Panels und Workshops das unternehmerische Rüstzeug für nachhaltigen Erfolg in einer herausfordernden Branche abzuholen. Auch viele ‚Alte Hasen‘ und Leaders Club-Mitglieder wollten wissen, was die Zukunft für Gastronomen bereit hält und wie man am besten damit umgeht.
Volles Haus im Alten Mädchen. Die Sessions waren schon lange im Voraus ausverkauft.
Neben erfolgreichen Startups wie den Hamburger ‚UnderDocks‘, die mit ihren ‚Fischbrötchen 2.0‘ das nordische Kultgericht auf eine neue Qualitätsstufe heben, oder Isla Coffee aus Berlin, Gewinner des Gastro Gründerpreises 2018, teilten auch die Marken-Spezialisten Lars Kempin und Norman Störl (Blood Advertising), My Müsli-Gründer Max Wittrock und die Architekten Ivo Goeckmann und Michael Kleespies ihr Wissen mit dem Publikum – übrigens, und das macht die Sessions einzigartig, allesamt ehrenamtlich und auf eigene Kosten.
Innovationen und Austausch, Trends und Tradition
„Dieses Engagement spiegelt unsere Philosophie wider: Hier geht es wirklich darum, Gründer und damit die ganze Branche voran zu bringen“, erklärte Moderator Tim Koch gleich zu Beginn. Und Co-Gastgeber Patrick Rüther verwies auf das ‚Manifest‘ des Leaders Clubs, in dem es unter anderem heißt: „Bei uns sind nicht nur Menschen zu Gast, sondern auch Innovationen und Austausch, Trends und Tradition, Kultur und Politik.“
Andrew Fordyce erklärte, wie die ‚Entrepreneur‘-Formel ‚Erfolg gleich Wissen potenziert mit den Menschen, mit denen ich es teile‘ Unternehmer nach vorne bringt.
„Apps werden verschwinden. Die Zukunft gehört Siri und Alexa!“ – Digital-Experte Michael Kuriat brachte die Gründer in seiner Keynote auf den neuesten Stand der Technik.
Nach dem Motto ‚Work hard. Play hard‘ kam auch das Gesellige nicht zu kurz: Zum ‚Feierabend-Bierchen‘ luden Patrick Rüther und Axel Ohm in ihr BrewPub ‚ÜberQuell‘, wo das tagsüber Gelernte noch einmal ausgiebig diskutiert und neue Kontakte geknüpft werden konnten.
„New Work heißt nicht nur Tischkicker und lustige Sitzmöbel“
Michael Trautmann untersucht in seinem Podcast ‚On the Way to New Work‘, wie sich unsere Arbeitwelt in den nächsten Jahren verändern wird.
Für Begeisterung sorgte auch der Vortrag von thjnk-Gründer Michael Trautmann, der eine Arbeitswelt von morgen entwarf, in der so ziemlich alles anders ist als heute. Nur noch vier Stunden pro Tag arbeiten? Für die meisten Gastronomen kaum vorstellbar. Trautmanns Rat: Findet euer Warum?! Investiert Zeit und Geld in euer Team. Und stellt euch darauf ein, lebenslang zu lernen.
Vertiefung in den Deep Dives
Wertvolle Erkenntnisse boten auch die ‚Deep Dives‘: In fünf Workshops zu unterschiedlichen Themen gab es reichlich Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen und das in den Sessions Gelernte gemeinsam mit Experten zu vertiefen.
Neben all der positiven Gründer-Energie kam auch das Thema ‚Fuck-ups‘ nicht zu kurz: Nina Rümmele und Ekaterina Bozoukova, gescheitert mit ihrem Startup What the Food boten hierzu viel Lehrreiches und auch die erfolgreichen Gastronomen Kerstin Rapp-Schwan, Patrick Rüther und Tim Koch konnten Geschichten aus ihrem eigenen Berufsleben beisteuern.
Starke Community
Nach zwei intensiven Tagen dürfte allen Teilnehmern klar sein, wie gut die Gastro-Branche im Community Building ist. An sie alle erging die freundliche Aufforderung, sich mit ihren Fragen und Problemen während der Gründung an die Mitglieder des Leaders Clubs zu wenden.
Die Sessions jedenfalls sind der Startup-Phase spätestens mit ihrer vierten Auflage entwachsen.
Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.
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