Fast reibt man sich noch ein wenig die Augen und wähnt sich am falschen Ziel: So ungewohnt ist das Logo der britischen Marke Pret A Manger, kurz: Pret, am Berliner Hauptbahnhof. Doch in der Tat: Seit ein paar Wochen ist die Sandwich-Formel, in London gefühlt an wirklich jeder Ecke präsent, auch in Deutschland aktiv. Im modernisierten Food Court des Einkaufszentrums mit Gleisanschluss können sich die Reisenden nun auch mit gesunden und natürlichen Broten, Salaten, Suppen und auch dem einen oder anderen weniger gesunden Riegel oder Muffin eindecken. 

Pret ist Kult in London – Millionen von Büroarbeitern in der britischen Metropole versorgen sich hier mit handgemachtem Feel-Good-Food und natürlich Koffein. Seit der Gründung 1986 durch Julian Metcalfe und Sinclair Beecham gilt die Marke als Vorreiter in Sachen Fast Casual-Verpflegung mit nachhaltigem Anspruch, inzwischen zählt sie rund 500 Standorte in Großbritannien, den USA, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Asien.

Der richtige Zeitpunkt

Deutschland stand lange nicht auf dem Expansionsplan: Verpackten Sandwiches wurden hier keine großen Chancen eingeräumt, sich gegen die starke Bäckertradition durchzusetzen. Doch die Zeiten ändern sich: Mittlerweile sieht man frisches Food-to-go auch hierzulande in immer mehr Supermärkten. Das Sortiment weist ordentliches Wachstum auf – offenbar der richtige Zeitpunkt für Pret, das erst vor wenigen Monaten von der deutschen JAB Holding gekauft wurde, nun auch in Berlin zu testen, wie das eigene Angebot bei den Deutschen ankommt. Und dabei soll es nicht bleiben: Ein zweiter Standort ist bereits für Köln angekündigt.

Der neue Store befindet sich in einer Ecklage am Bahnhof, kann und soll also auch von Nicht-Reisenden unkompliziert frequentiert werden. Das Ambiente entspricht der neuesten Pret-Generation: weiße Kacheln, Holzregale, alle hell und freundlich, die Marke selbst gibt sich eher dezent: der Schriftzug Pret (auf das a Manger wird mehr und mehr verzichtet), eingerahmt von zwei Sternen, fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge.

Frische aus der Küche vor Ort

Die Produktpräsentation der vor Ort zubereiteten Sandwiches und Salate ist ausgesprochen appetitlich: Durch große Sichtfenster kann sich der Kunde von Frische und Fülle der Komponenten überzeugen. Die Beläge (Cucumber, Cracking Egg Salad, Wild Crayfish and Rocket) bringen die Londoner Sandwich-Kultur 1:1 nach Berlin – auch die Umgangssprache der Mitarbeiter ist übrigens Englisch, aber das ist in der deutschen Hauptstadt ja ohnehin mehr und mehr üblich. A propos Mitarbeiter: Diese sind auffällig freundlich (nicht überall üblich in Berlin!) und hilfsbereit. Der Laden ist an diesem Samstagvormittag ordentlich, die Bedienung läuft flott und unkompliziert.

Die Preise? Auch eher Londoner als Berliner Niveau, aber solange die Qualität stimmt, am Standort Bahnhof sicher durchsetzbar. Wir entscheiden uns für das Tuna & Cucumber Sandwich, den Avocado, Mozzarella & Roasted Pepper-Salat sowie einen Kaffee (Bio! Extra stark!) – 12,80 € sind fällig, die am Counter über eine für die deutsche Gastronomie noch ungewöhnlich hohe Zahl an Kreditkartenterminals bezahlt werden können.

Das London-Gefühl

Für den Transport gibt es eine Pret-Papiertasche – man fühlt sich damit wiederum kurz wie London – und ab geht’s in den Zug, wo der Pret-Lunch kleckerfrei konsumiert werden kann. Verglichen mit anderen Sandwich- und to-go-Salaten überzeugt die Komposition der Rezepturen auf ganzer Linie. Auf dem Salat sind sogar Pinienkerne. Auch Avocado und Mozzarella gibt es in nicht nur homöopathischen Dosen – lecker.

Pret-Premiere (in Deutschland) geglückt, könnte das Fazit lauten, und es wächst die Hoffnung, dass die Marke, die den Deutschland-Start gemeinsam mit Station Food, dem Joint Venture aus Deutscher Bahn und dem Münchner Verkehrsgastronomen Rubenbauer, gewagt hat, bald auch an weiteren Standorten ins Food-to-go-Geschäft eingreift. Denn der Trend zur Unterwegs-Verpflegung wird weiter anhalten, die Nachfrage nach „Bio“ und „natürlich“ sowieso, die Qualitätsstandards dürften aber mancherorts gerne noch steigen. Da kann und wird die Benchmark aus UK hoffentlich auch hierzulande Maßstäbe setzen.

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