Marken. Menschen. Emotionen. Drei Schlagworte, die in der Hospitality-Branche derzeit in aller Munde sind. Bei den diesjährigen Gastro Sessions des Leaders Clubs im Münchner Hofbräukeller wurden sie mit Leben gefüllt: von den mehr als 200 Teilnehmenden, die bei persönlichem Austausch und intensivem Netzwerken neue Freundschaften schlossen, ebenso wie von starken Marken wie L’Osteria, Hofbräu, Allresto und Maisel, die eindrucksvoll verdeutlichten, was kraftvolles Branding für den geschäftlichen Erfolg bedeutet. Der am häufigsten gehörte Begriff war allerdings eindeutig „Emotionen”: Sie sind mehr denn je der Schlüssel für echte Begeisterung bei Gästen und Mitarbeitern. Und der Grund, warum die Gastro Sessions längst mehr sind als eine Fachkonferenz: nämlich ein echtes Familientreffen.
Hofbräukeller-Wirtin Silja Steinberg betonte bei ihrer Begrüßung die Emotionen als roten Faden der täglichen Arbeit ihres fast 100-köpfigen Teams: „Sie verbinden uns durch alle Höhen und Tiefen, die stressigen Schichten, die Tränen und die lachenden Gäste. Wir sind nicht nur Gastgeber, sondern Stimmungsmanager, die ihr Herz jeden Tag in den Gastraum tragen!” Damit war die Tonalität für das dicht gepackte, von Johannes Roiner moderierte Programm der nächsten beiden Tage gesetzt: Es ging um gute Gefühle, wie man sie erzeugt, was sie bewirken und warum sie gerade in schwierigen Zeiten einen so großen Stellenwert für die Menschen haben.

Gastro Sessions: Das bedeutet zwei Tage Power-Programm.

Stefania Lettini plädierte für mehr Mut zur Authentizität.

Hubert Sterzinger forderte, Emotionalität immer mitzudenken.
Wertschätzung wichtiger als Hunger und Durst
Denn längst sind Hunger und Durst nicht mehr die Hauptmotive für Besuche in der (bedienten) Gastronomie: „Die Qualität des Service, Erlebnis, Atmosphäre, die Wertschätzung als Gast – all diese Gründe zählen inzwischen deutlich höher”, wie Marktforscher Jochen Pinsker, Circana, anhand aktueller Daten feststellte. Stefania Lettini, Inhaberin von Lettinis Genusshelden in Düsseldorf, ergänzte: „Es geht um Authentizität: Copy-Paste und austauschbare Convenience zerstören die Identität und den Charakter eines Konzepts. Je digitaler die Welt, desto echter muss das Gefühl sein.”
WEITERE GASTRONOMISCHE WORKHACKS AUS DEN GASTRO SESSIONS 2025:
- „Um der KI Gänsehaut beizubringen, sollte man sie nicht wie eine Maschine behandeln, sondern als Spiegel und Sparringspartner.” Frieda Lekscha, Geeske und der swarte Roelf
- „Menschen + Marken + Emotionen = Gastronomie.” Johannes Roiner, FABBRI 1905
- „Gastgeber sein kann man nur am Gast. Nicht im Büro.” René Dost, REDO Unternehmensgruppe
- „Architektur muss dazu beitragen, dass der Spüler mit dem CEO auf Augenhöhe ist.” Hubert Sterzinger, Superstudio21
- „Nutzen Sie die Magie der Sensorik, um Ihre Gäste emotional zu erreichen.” Karin Tischer, food & more
- „Bekanntheit alleine verkauft nicht. Die qualifizierte Bekanntheit ist entscheidend. Was machst du besser als jeder andere?” Alexander Biesalski, Biesalski & Company
- „Funktion ist gut, aber Emotion ist besser.” Andreas Reichert, Allresto
- „Mitarbeiter, die Spaß haben, sind Mitarbeiter, die Spaß machen.” Frank Simmeth, Simmeth Training
- „Authentizität ist kein Aufwand. Man muss sich nur dafür entscheiden. Wissen erhöht den Genuss.” Stefania Lettini, Lettinis Genusshelden
- „Nur wenn alle im Team größer werden, können wir wachsen.” Jeff Maisel, Brauerei Gebr. Maisel

Alexander Biesalski analysierte den emotionalen Markenwert von L’Osteria und Block House
DIE MARKE ZUR LOVE BRAND MACHEN
Wie lassen sich diese Authentizität, diese Emotionen auch in multiplizierten Konzepten – der zuweilen immer noch skeptisch beäugten Systemgastronomie – leben und skalieren? John Schlüter, Chief Marketing Officer bei L’Osteria, weiß es: „Blicken wir weniger auf das System als auf die Marke und machen wir sie über alle Kanäle und Zielgruppen hinweg zur Love Brand: mit beliebten und ehrlich überzeugten Botschaftern, unverwechselbarem Merchandise und begeisterten Mitarbeitern.” Denn wenn das Team auf YouTube den eigens komponierten Song singt, werden Restaurants und Marken buchstäblich zu Resonanzräumen, die Emotionen und Identität widerspiegeln, wie Gastronomin Frieda Lekscha erklärte: „Es geht darum, Momente zu schaffen, die im Kopf, Herz und Nervensystem gespeichert werden.” Dabei darf heute gerne Künstliche Intelligenz helfen – aber nur, wenn sie nicht beliebige Ergebnisse liefert, sondern „Gänsehaut kann”.
Kassettenkinder und Gen Z tanzen gemeinsam
Genau solche Momente erlebten die Teilnehmer zum Abschluss des ersten Session-Tages in der „Kneipe 80”, einem Pop-up-Projekt von Marc Uebelherr und Alex Brenner, das mit junger Dynamik, Wohnzimmer-Feeling und unperfektem Retro-Charme die Generationen „Kassettenkinder” und „Z” in fröhlicher Eintracht zum Tanzen bringt. Für Gänsehaut sorgte an diesem Abend – ganz ohne KI – zudem Musiker Rolf Stahlhofen, „Sohn Mannheims” und Gründer der Initiative „Water is Right” mit einem spontanen Konzert.

Hieß die rund 200 Teilnehmer der Gastro Sessions in München willkommen: Leaders Club-Präsident Marc Uebelherr.
WIDER DIE EMOTIONALE „HANGRINESS”
Auch Tag zwei der Gastro Sessions stand im Zeichen der Frage, wie die Gastronomie den Hunger nach echten Gefühlen stillen kann. Speakern wie Jeff Maisel (Maisel & Friends), Andreas Reichert (Allresto Flughafen München) oder Michaela Reitterer, (Boutique Hotel Stadthalle in Wien), teilten ihre Leidenschaft für Marken und Menschen mit dem Publikum und verrieten, wie sie tagtäglich die emotionale „Hangriness” der Gesellschaft, sprich: die hungerbedingte Gereiztheit, in Zufriedenheit verwandeln. „Dabei gilt es, jedes Konzept von Anfang an so zu planen, dass Menschen darin erfolgreich arbeiten und ihre Begeisterung an die Gäste weitergeben können”, wie es Hubert Sterzinger formulierte. „Auch die Auswahl des richtigen Kassensystems ist Teil der emotionalen Architektur eines Restaurants”, gab der vielfach ausgezeichnete Gestalter gastronomischer Wohlfühlwelten zu Bedenken.
Investment in die Kompetenz
Wer Emotionen nicht nur geschickt konstruiert, sondern auch offen kommuniziert, kann heutzutage auch als Mensch zur Marke werden. Wie Gastronom René Dost, der in den sozialen Medien so erfolgreich ist, dass seine Gäste regelmäßig Selfies mit ihm machen wollen. Auch für ihn ist Authentizität der Schlüssel, ebenso wie das schonungslose Sprechen über seine Fehler, die er das beste Investment in die eigene Kompetenz nennt. Allerdings warnte Dost vor zu viel (Bauch-)Gefühl in der Unternehmensführung: „Wenn ich in meinem Leben Geld verbrannt habe, dann meistens, weil ich emotional und begeisterungsfähig bin.”
Gute Gefühle in der DNA
Mit diesen und weiteren Learnings bleiben die diesjährigen Gastro Sessions des Leaders Clubs im Gedächtnis: Nicht nur wegen des Teilnehmerrekords, der wunderbar herzlichen Gastgeber des Hofbräukellers und der Sause in der Kneipe 80, sondern vor allem wegen der vielen wichtigen Impulse und Inspirationen für zukünftige Erfolge im People Business Gastronomie. Learnings, die Coach Frank Simmeth treffend zusammenfasste: „Gute Gefühle gehören in die DNA jedes Betriebs!”

Besonders emotional wurden die Gastro Sessions beim Auftritt von „Sohn Mannheims“ und „Water is Right“-Gründer Rolf Stahlhofen.
Fotos Gastro Sessions: Leaders Club Deutschland

Barbara Schindler entdeckte schon früh ihre Lust am Schreiben. Mit 16 stand für sie fest: Ich will das Geschichtenerzählen zum Beruf machen, werde Journalistin. Mit einem Studium der Musikwissenschaft, Anglistik und Romanistik orientierte sie sich in Richtung Feuilleton, landete dann aber nach einigen Umwegen beim Fachjournalismus mit Schwerpunkt Gastronomie. Seither berichtet sie – zunächst als festangestellte Redakteurin bei der Fachzeitschrift Food-Service, seit Sommer 2018 freiberuflich – über alle Aspekte der Branche. Barbara Schindler ist verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.